Haiti: Ex-Diktator "Baby Doc" überraschend zurück
Inmitten der politischen Krise in Haiti ist der haitianische Ex-Diktator Jean-Claude Duvalier überraschend in sein Heimatland zurückgekehrt. Nach Medienberichten kam der als "Baby Doc" bekannte 59-Jährige am Sonntag in Begleitung seiner Frau Véronique an Bord einer Air-France-Maschine am Flughafen am Port-au-Prince an.

Haitis früherer Diktator Jean-Claude Duvalier ist überraschend in seine Heimat zurückgekehrt. Der auch als "Baby Doc" bekannte Ex-Präsident wurde am Sonntag (Ortszeit) laut Berichten lokaler Medien von einer jubelnden Menge am Flughafen der Hauptstadt Port-au-Prince begrüßt. In einem Fahrzeug der UN-Friedensmission besichtigte Duvalier daraufhin die seit dem Erdbeben vor einem Jahr großteils zerstörte Hauptstadt.

"Ich bin gekommen, um zu helfen", sagte der heute 59-jährige Duvalier einem Radiosender in Haiti. Zugleich bat er das Volk um Entschuldigung für die während seiner Regierungszeit begangenen Fehler.

Tausende Tote, Millionen unterschlagen

Seit seinem gewaltsamen Sturz vor knapp 25 Jahren lebte Duvalier in Frankreich im Exil. Während seines Terrorregimes bis 1986 kamen 30.000 Menschen gewaltsam um. Haitis Justiz beschuldigt Duvalier zudem, mehrere Millionen US-Dollar Staatsgelder unterschlagen zu haben.

Duvalier hatte die Regierung 1971 mit nur 19 Jahren von seinem Vater Francois Duvalier alias "Papa Doc" übernommen. Dieser hatte bereits die berüchtigte Geheimpolizei Tontons Macoutes gegründet, die "Baby Doc" weiterführte.

Haitis Regierung zeigte sich überrascht von Duvaliers Rückkehr. Eine Sprecherin kündigte an, ein mögliches Vorgehen gegen Duvalier zu prüfen. Präsident René Préval hatte während seiner ersten Amtszeit (1996 - 2001) versichert, Duvalier werde im Falle einer Rückkehr sofort verhaftet.

Duvaliers kehrt während einer tiefen politischen Krise nach den irregulären Präsidentenwahlen von Ende November zurück. Laut vorläufigem amtlichen Ergebnis erzielten Oppositionskandidatin Mirlande Manigat und Regierungskandidat Jude Célestin die meisten Stimmen und sollten damit in die Stichwahl einziehen.

Ein in der vergangenen Woche überreichter Bericht der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sieht jedoch zahlreiche Hinweise auf Wahlbetrug. Die OAS empfiehlt darum, statt Célestin den offiziell drittplatzierten Michel Martelly für die Stichwahl zu nominieren. Die ursprünglich für den 16. Januar vorgesehene Stichwahl wurde auf Februar verschoben.

epd