Referendum im Südsudan: Über 90 Prozent Beteiligung
Im Südsudan hat am Wochenende die Auszählung der Stimmen des Referendums über die Unabhängigkeit begonnen. Rund 3,9 Millionen wahlberechtigte Südsudanesen hatten eine Woche lang abstimmen können. Die Wahllokale schlossen am Samstag um 16 Uhr (MEZ).

Internationale Beobachter lobten den Verlauf der Abstimmung als weitgehend friedlich und gut organisiert. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte in Berlin, die Südsudanesen hätten mit ihrer beeindruckenden Beteiligung gezeigt, dass sie ihre Zukunft mutig in die eigenen Hände nehmen wollten. "Ich habe Hochachtung vor allen, die entgegen vieler pessismistischer Erwartungen einen überwiegend friedlichen und geordneten Verlauf des Referendums möglich gemacht haben", betonte er. Beteiligung lag nach ersten Einschätzungen des Organisationskomitees bei über 90 Prozent.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sprach von einem Meilenstein für den Frieden im Sudan. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief alle Sudanesen zu Geduld und Besonnenheit während der Auszählung auf. Das Endergebnis wird frühestens Anfang Februar erwartet. Erste Teilergebnisse aus einzelnen Wahllokalen und Regionen treffen bereits ein. Wie erwartet zeigen sie eine sehr große Mehrheit für die Abspaltung des Südsudans, der vorwiegend von Christen und Anhängern alter afrikanischer Religionen bewohnt wird.

Lob für friedlichen Ablauf des Referendums

Bis Mittwoch hatten bereits mehr als 60 Prozent der Wähler ihre Stimme abgegeben. Damit war das Quorum erreicht, mit dem das Referendum rechtsgültig wird. Die Abstimmung ist Bestandteil des Friedensabkommens von 2005, mit dem ein zwei Jahrzehnte währender Bürgerkrieg zwischen der Regierung im islamisch-arabisch geprägten Nordsudan und Rebellen im Süden beendet wurde. Zwei Millionen Menschen waren in dem Konflikt zu Tode gekommen.

Auch der ehemalige südafrikanische Präsident Thabo Mbeki und EU-Wahlbeobachter lobten die Organisation des Referendums. Die Gewalt in der umstrittenen Region Abiyei wurde allgemein verurteilt. Dort starben mindestens 30 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen. Ob die ölreiche Region zum Nord- oder zum Südsudan gehört, ist noch nicht geklärt.

Zeitplan: am 9. Juli entsteht ein neuer Staat

Der sudanesische Präsident Omar Hassan al-Baschir hatte versichert, er werde das Resultat der Volksabstimmung anerkennen. Fällt das Votum für die Unabhängigkeit aus, wird nach bisherigem Zeitplan am 9. Juli Afrikas 54. Staat entstehen. Der Sudan, mit 2,5 Millionen Quadratkilometer Afrikas größter Flächenstaat, würde dann etwa ein Viertel seines Territoriums verlieren.

Von den 42 Millionen Sudanesen, gehören acht Millionen zum Süden. Noch ungeklärt ist die Aufteilung der Öleinnahmen. Der Großteil der Vorkommen liegt im Süden, die Häfen befinden sich aber im Norden. Der Südsudan verfügt auch über viel fruchtbares Land, ist aber stark unterentwickelt. 

epd