Die Rechte von Ehrenamtlichen und Jugendlichen sollen in der künftigen evangelischen Nordkirche gestärkt werden. Mit großer Mehrheit unterstützte die Verfassunggebende Synode am Samstag in Travemünde entsprechende Anträge. Zudem sollen nach dem Willen des Kirchenparlaments überregionale Dienste und Werke gleichberechtigt zur Ortsgemeinde stehen.
Ein Antrag, den Ortsgemeinden eine besondere Vorrangstellung einzuräumen, wurde abgelehnt. An Pfingsten 2012 wollen sich die Nordelbische, die Mecklenburgische und die Pommersche Kirche zur Nordkirche zusammenschließen. Dass die evangelische Ortsgemeinde unverzichtbar für die kirchliche Arbeit ist, wurde von keinem Synodalen bestritten.
Kirchliches Leben beginnt in der Ortsgemeinde
Kontrovers diskutiert wurde dagegen, ob überregionale Dienste wie Frauenwerk, diakonische Einrichtungen oder Jugendprojekte als gleichwertig betrachtet werden. Der Kieler Gemeindepastor Jens Voß plädierte für ein konstruktives Miteinander. Viele Menschen fänden den Weg zur Kirche nicht über ihre Ortsgemeinde, sagte er. Christian Jebsen, Kriminalbeamter aus Schleswig, berichtete von einem lebendigen Gemeindeleben der Polizeiseelsorge.
Für Bernd-Ulrich Gienke, Pastor im pommerschen Loitz, sind überregionale Dienste dagegen lediglich eine Ergänzung. Das kirchliche Leben beginne in der Ortsgemeinde. Pastor Arne Spieswinkel aus dem ostholsteinischen Grube, kritisierte, dass in den vergangenen Jahren die Finanzen der Gemeinden ständig gekürzt worden seien.
Kinder und Jugendliche beteiligen
Gemeinsam mit den kirchlichen Jugendverbänden hatte der Plöner Jugendbildungsreferent Reinhard Heymann beantragt, dass Kinder und Jugendliche in allen ihren Belangen künftig altersgerecht beteiligt werden müssen. Rechtsanwalt Henning von Wedel (Schwarzenbek) warnte dagegen vor juristischen Komplikationen. Wirksam sei ein solches Vorhaben nur dann, wenn es mit konkreten Widerspruchsrechten in den Verfahren verbunden wird.
Unklar ist auch, ob sich der Schutz der Kinder und Jugendlichen auf Kirchenmitglieder beschränken soll. Ungetaufte sollten nicht ausgeschlossen werden, forderte Simon Fellechner (Hamburg). Sie könnten durch gute Jugendprojekte an die Kirche herangeführt werden.
Einladend auf Nichtmitglieder zugehen
Nordelbiens Bischof Gerhard Ulrich sagte am Rande der Tagung, es gebe eine große Bereitschaft, als zukünftige Nordkirche offen und einladend auf Nichtmitglieder zuzugehen. Marie-Luise von Bonin, Mitglied der pommerschen Kirchenleitung, nannte die Taufe dagegen eine "Bringschuld" der Jugendlichen. Die Kirchenleitungen wollen sich nun eine geeignete Formulierung überlegen.
Strittig unter den Synodalen war die Forderung der Mecklenburger, dass Gemeinden künftig zu Regionalverbänden zusammengeschlossen werden können. Diese Form der Kooperation habe sich bewährt, sagte Synodenpräses Heiner Möhring (Wismar). Vor allem in Nordelbien wird aber befürchtet, dass damit eine weitere vierte Verwaltungsebene zwischen Kirchenkreis und Gemeinde eingeführt wird. Eine Abstimmung über diese Frage scheiterte, weil die Synode am Samstagabend nicht mehr beschlussfähig war.