TV-Tipp: "Alles was recht ist: Sein oder Nichtsein" (ARD)
Die frühere Richterin Lena Kalbach vertritt bei ihrem ersten Auftritt als Rechtsanwältin einen katholischen Pfarrer. Der Geistliche hat eine hohe Geldsumme unterschlagen, weshalb ihm eine Haftstrafe droht.
14.01.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Alles was recht ist: Sein oder Nichtsein", 20. Januar, 20.15 Uhr im Ersten

Seit einiger Zeit setzen die ARD und ihre Tochterfirma Degeto verstärkt auf Reihen wie "Alles was recht ist" oder "Der Schwarzwaldhof". Im Grunde funktionieren diese Filme aber eher wie eine Serie: Man kann den in sich abgeschlossenen Geschichten zwar auch so folgen, aber der Reiz ist natürlich größer, wenn man die Figuren schon kennt. Da die Filme gern im Doppelpack gezeigt werden, gibt es diverse Handlungsbögen, die sich über beide Teile erstrecken. Deshalb kommen Ex-Richterin Lena Kalbach (Michaela May) und Anwalt Friedrich Gross (Götz Schubert) zu Beginn auch voller Tatendrang aus Rom zurück. Nachdem Lena im letzten Film gekündigt hatte, wollen beide nun eine gemeinsame Praxis eröffnen, er mit Enthusiasmus, sie allerdings mit Skepsis: So viel Nähe ist sie nicht gewohnt.

Pfarrer Schloss veruntreut 30.000 Euro

Auf der anderen Seite will Friedrich die Mandate säuberlich trennen. Deshalb geht das Paar zumindest beruflich alsbald nicht nur wieder unterschiedliche Wege, es steht sich vor Gericht prompt auf verschiedenen Seiten gegenüber: Pfarrer Schloss (Harald Schrott) wird auf frischer Tat ertappt, als er die Diözese um 10.000 Euro erleichtert. Insgesamt hat er 30.000 Euro veruntreut. Lenas Tochter, Staatsanwältin Nike Reichert (Anna Schudt), findet den attraktiven Priester zwar äußerst sympathisch, muss aber nun natürlich seine Verurteilung anstreben. Friedrich vertritt die Anklage, Lena übernimmt die Verteidigung: eine höchst reizvolle Konstellation.

Das Drehbuch (Hermann Kirchmann und Georg M. Oswald) ergänzt die Geschichte um viele Nebenhandlungen und Details. So findet Nike zum Beispiel raus, dass der gönnerhafte Amtsgerichtspräsident Dr. Kästle (Helmfried von Lüttichau) einst seine Doktorarbeit abgeschrieben hat; dabei ist der Fuldaer Strippenzieher für seine Verdienste gerade erst mit einem kirchlichen Orden ausgezeichnet worden. Friedrich wiederum muss selbstredend erst wieder in die katholische Kirche eintreten, bevor er das Mandat übernehmen darf. Und der nette Pfarrer ist natürlich kein Ganove, sondern hat gewissermaßen im Namen des Herrn gehandelt.

Ausgerechnet die Komplexität der Geschichte gereicht ihr aber auch zum Nachteil, weil einige Fragen offen bleiben. So wird beispielsweise nie geklärt, was mit dem entwendeten Geld passiert ist. Trotzdem ist auch dieser Film aus der Juristenreihe gerade dank der Darsteller sehenswert, selbst wenn es etwas lächerlich wirkt, dass sich Lena wegen einer Zerrung im Fuß, orthopädisch ohnehin eine gewagte Diagnose, nur mit Gehhilfen fortbewegen kann.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).