Australien: Brisbane im Überschwemmungschaos
Menschen fliehen aus der Millionenstadt Brisbane. Die Flüchtenden verstopfen die Straßen, ein Ende der Flut ist nicht in Sicht.

Panik, Hamsterkäufe und überstürzte Flucht: Die australische Millionenstadt Brisbane ist wegen befürchteter Überflutungen im Chaos versunken. Stundenlange Autokonvois quälten sich am Dienstag aus der Metropole an der Ostküste. In den Supermärkten waren die Regale leer geräumt, an den Kassen gab es Endlos-Schlangen, wie Einwohner berichteten. Die drittgrößte Stadt des Landes ist das jüngste Opfer der verheerendsten Überschwemmungen in Queensland seit 50 Jahren.

Zehn Menschen kamen bei den Überschwemmungen bereits ums Leben, 78 wurden nach Angaben der Queensland-Regierungschefin Anna Bligh vermisst. Allerdings waren das Überschwemmungsgebiet so riesig und die Lage in vielen Orten so unübersichtlich, dass viele sich in Sicherheit gebracht haben könnten, ohne Verwandten und Freunden sofort Bescheid zu sagen. Die Zahl der Opfer könne aber dramatisch steigen, warnte Bligh. Am Montag hatte eine Sturzflut die Stadt Toowoomba - 126 Kilometer westlich von Brisbane - verwüstet und mehrere Menschenleben gefordert.

Trotz heftiger Niederschläge auf die völlig gesättigten Böden mussten aus dem Wivenhoe-Stausee rund 80 Kilometer westlich von Brisbane Wassermassen abgelassen werden, um dort die Lage unter Kontrolle zu behalten.

Verkehrsverbindungen eingestellt, Strom abgeschaltet

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In Brisbane stellten die Behörden den Fährverkehr sowie Zug- und Busverbindungen teilweise ein. Die Polizei sperrte Straßen ab. Der Brisbane River, der mitten durch die Stadt fließt, überspülte die Uferpromenade. Die Stadtverwaltung ordnete die Räumung mehrerer Straßenzüge an. Bis zu 80 Vororte könnten überschwemmt werden, sagte Bürgermeister Campbell Newman, 6500 Häuser seien in Gefahr und 16 000 Grundstücke könnten mit Mitleidenschaft gezogen werden.

"Wir wollten vorhin noch schnell ein paar Toastbrote kaufen, doch die Regale sind inzwischen leer, an den Kassen stehen endlose Schlangen", schrieb Torsten Schmidt, ein 28-jähriger Dresdner, der in Brisbane lebt, in seinem Blog. Im Geschäftsviertel der Innenstadt sollte am Mittwoch der Strom abgeschaltet werden. Die Stadt richtete ein Notlager ein. "Wer hier übernachten will, sollte Kissen, Decken, Medikamente, Dokumente wie Versicherungsunterlagen und Sachen zum Wechseln mitbringen", hieß es. Auf ihre Webseite nannte die Stadt Depots, wo besorgte Einwohner sich mit Sandsäcken versorgen können.

Hält der Wivenhoe-Staudamm?

Weitere sintflutartige Regenfälle könnten die Lage verschlimmern, warnte Meteorologe Brett Harrison. «Alles ist längst vollgesogen. Da braucht es nicht einmal viel Regen, um die Pegelstände am Boden zu erhöhen.» Der Höhepunkt der Fluten wird am Donnerstag erwartet. Dann soll die 5,45-Meter Marke von 1974 überschritten werden. «Wir müssen uns auf eine sehr furchterregende Erfahrung einstellen», sagte Bligh.

Die Einwohner setzten ihre Hoffnungen in den Wivenhoe-Staudamm, der in den 80er-Jahren am Brisbane River gebaut worden war. «Der Staudamm hat Brisbane in den letzten Wochen vor Überflutung geschützt», sagte Bürgermeister Campbell Newman. Jetzt sei er aber voll. Die Ingenieure lassen kontrolliert Wasser aus dem Stausee ab, um ein Überlaufen zu verhindern.

Die Naturkatastrophe richtete in Queensland bisher Schäden in Höhe von rund fünf Milliarden Australischen Dollar (etwa 3,8 Milliarden Euro) an. Millionen Tonnen Obst, Getreide und Baumwolle wurden vernichtet. Mehr als 20 Städte wurden verwüstet. Dutzende Kohlebergwerke stehen unter Wasser, mit noch unabsehbaren Folgen für den weltweiten Kohlemarkt. Rund zwei Drittel des Bundesstaates Queensland - eine Fläche größer als Deutschland und Frankreich zusammen - sind von den Fluten betroffen.

dpa