Was im vergangenen Spätsommer beschlossen wurde, wird nun Realität: An den Geldautomaten in Deutschland wird ab diesem Samstag sichtbar, was das Abheben kostet. Die fällige Gebühr wird angezeigt, bevor der Kunde die gewünschte Bargeldauszahlung bestätigt. Wem der Preis zu hoch ist, der kann den Vorgang abbrechen und zu einem anderen Automaten gehen.
Transparenz, aber keine Höchstgebühr
Diese Lösung schafft Transparenz, die von Verbraucherverbänden erhoffte Höchstgebühr gibt es damit aber nicht. Nur die Privatbanken erklärten sich dazu bereit. Gehen Kunden einer anderen Institutsgruppe an einen ihrer Geldautomaten, dann berechnen sie ihm nun maximal 1,95 Euro. Die Privatbanken haben damit eine Messlatte gelegt, an der sich Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken orientieren dürften.
Selbstverständlich ist das aber nicht. Denn jede Sparkasse und jede Genossenschaftsbank entscheidet selbst, wie viel sie einem Fremdkunden abknöpft. "Jedes Institut ist geschäftspolitisch eigenständig", stellt der Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) fest. Aber: "Wir gehen davon aus, dass die Preise stark sinken werden." Auch der Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) verweist auf die Eigenständigkeit seiner Mitglieder. Die Preise "sollen sich im Wettbewerb bilden", heißt es dort.
Fehlender Wettbewerb auf dem Lande
Gerade auf dem Lande gibt es diesen Wettbewerb aber häufig nicht. Dort haben Ortsfremde mitunter keine andere Wahl, als den nächstbesten Automaten anzusteuern, wenn sie schnell Bares brauchen. Das eine oder andere Geldhaus könnte dies ausnutzen und Fremdkunden weiterhin deutlich mehr als zwei Euro berappen lassen. Das befürchten zumindest die Verbraucherzentralen. Sie haben auch die Sorge, dass die Banken künftig ihre Automaten noch stärker an gut besuchten Plätzen wie Einkaufszentren aufstellen und dünn besiedelte Regionen darunter leiden könnten.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken weisen darauf hin, dass im Inland nur weniger als fünf Prozent aller Abhebungen an fremden Automaten vorgenommen werden, also an Geräten, die nicht zum Kundeninstitut oder "seiner" Institutsgruppe gehören. Und nur dann wird beim Abheben eine Gebühr fällig. Die wichtigsten Gruppen sind die Sparkassen, die Volks- und Raiffeisenbanken, die Cash Group (u.a. mit Deutscher Bank, Postbank und Commerzbank) und der Cash Pool (u.a. mit Sparda-Banken, Santander).
Die meisten Automaten, rund 25.700, haben die Sparkassen aufgestellt, es folgen die Genossenschaftsbanken mit 19.000. Die Cash Group kommt auf 9.000, der Cash Pool auf 2.500. Wegen dieses Zahlenverhältnisses sehen die Sparkassen für ihre Kunden auch kein Problem, gebührenfrei an Geld zu kommen. Darin liegt aber auch der Konflikt mit der Konkurrenz. Deren Kunden sollen nicht zu günstig das dichte Automatennetz der Sparkassen mitnutzen können.
Öffentlicher Protest gegen exorbitante Gebühren
Der Kompromiss - Gebührenanzeige, aber keine Höchstgebühr - war eine schwere Geburt und erst auf Druck aus der Bundesregierung im August zustande gekommen. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hatte mit einem Gesetz gedroht. Das Bundeskartellamt schaltete sich ein und stoppte zwischenzeitlich den Plan einer Gebührenobergrenze von fünf Euro. Zuvor hatte sich öffentlich Protest erhoben gegen exorbitante Gebühren in Einzelfällen (zehn Euro) und das hohe Durchschnittsniveau (etwa fünf bis sieben Euro).
Am Samstag wird auch ein Systemwechsel vorgenommen. Bislang verrechneten die Banken untereinander ein "Interbanken-Entgelt": Die Bank, die den Automaten betreibt, stellt der Hausbank einen Preis in Rechnung, den diese dann vom Konto ihres Kunden abbucht. Nach dem neuen System erhebt die Automatenbank die Gebühr direkt beim Kunden.