TV-Tipp: "Alles was recht ist: Väter, Töchter, Söhne"
In Frankfurt erwischt Wirtschaftsanwalt Friedrich Gross (Götz Schubert) die Gattin beim Seitensprung. Da sie auch die Tochter seines Chefs ist, schmeißt er in einem Aufwasch gleich alles hin.
11.01.2011
Von Tilmann P. Gangloff

"Alles was recht ist: Väter, Töchter, Söhne", 13. Januar, 20.15 Uhr im Ersten

Was mag wohl aus Teddy Klein geworden sein? Er passte so gut zur unkonventionellen Richterin Lena Kalbach (Michaela May). Immerhin wird Fritz Karls Rolle nicht einfach ohne viel Federlesen von einem Kollegen übernommen. Es spricht im Gegenteil für die Reihe "Alles was recht ist", dass der neue Mann im Leben der Juristin nach allen Regeln der Kunst eingeführt wird: In Frankfurt erwischt Wirtschaftsanwalt Friedrich Gross (Götz Schubert) die Gattin beim Seitensprung. Da sie auch die Tochter seines Chefs ist, schmeißt er in einem Aufwasch gleich alles hin, Ehe und Karriere, und macht sich auf den Weg nach Fulda. Dort ist es nicht nur viel schöner, als man denkt, hier spricht zudem seine einstige Liebe Recht am Amtsgericht; und wie.

Auch der dritte Teil der Reihe lebt von der gelungenen Mischung aus Juristerei und familiärer Feinarbeit. Diesmal durchdringen sich die beiden Ebenen sogar doppelt. Konzentrierten sich die Spannungen in den ersten beiden Filmen auf Mutter Lena und ihre Tochter Nike (Anna Schudt), die immer noch nicht weiß, wer ihr Vater ist, so kriselt es diesmal zwischen Nike und dem Gatten (Oliver Breite), denn der hat eine Affäre. Origineller ist die juristische Herausforderung: Der örtliche Chorleiter, Franz Bergen (Max Herbrechter), fordert das Umgangsrecht für den kleinen Moritz. Der Junge hat nicht nur eine begnadete Stimme, er verbringt auch einen Großteil seiner Freizeit beim Ehepaar Bergen, weil seine Eltern (Sonsee Neu, Aleksandar Jovanovic) ein Lokal betreiben und kaum Zeit für ihn haben.

Während sich die Amtsrichterin noch fragt, ob beim Begehren der Bergens unlautere Motive im Spiel sein könnten, stellt sich raus, dass Moritz das Ergebnis einer Samenspende des Chorleiters ist. Der Streit zwischen den beiden Vätern hat bereits zu Handgreiflichkeiten geführt. Dass ausgerechnet Friedrich Gross, den Nike zwischenzeitlich für ihren Erzeuger hält, die Bergens vor Gericht vertritt, macht die Dinge nicht einfacher; aber Lena Kalbach hat zum Glück salomonische Fähigkeiten.

Christoph Schrewe ("Der Seewolf") hat zwar gerade in seinen ProSieben-Komödien ("Die Nacht, in der ganz ehrlich überhaupt niemand Sex hatte") deutlich mehr Witz und Tempo vorgelegt, inszeniert die Geschichte (Buch: Khyana El Bitar, Matthias Keilich und Hermann Kirchmann) aber angemessen munter; selbst wenn die Kamera (Fritz Seemann) mitunter ein bisschen viel in Bewegung ist.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).