Lutheraner wollen mit Papst über 2017 sprechen
Bei einer Privataudienz im Vatikan will der leitende Bischof der deutschen Lutheraner, Johannes Friedrich, mit Papst Benedikt XVI. über das Reformationsjubiläum 2017 sprechen. Dabei soll es auch um den Bannfluch der Kirche gegen Martin Luther (1483-1546) gehen. Unterdessen wirbt der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider für Fortschritte beim gemeinsamen Abendmahl konfessionsverschiedener Ehepaare.

Die Begegnung der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) mit dem Papst ist für 24. Januar vorgesehen, wie Friedrich am Montag im Münchner Presseclub ankündigte. Die Gruppe reist zuvor "Auf den Spuren Luthers" nach Mailand und Rom.

Beim Reformationsjubiläum könne die katholische Kirche in Bezug auf den Bann ein positives Zeichen geben, so der bayerische Landesbischof. Zwar sei eine Aufhebung eines Bannes gegenüber einem Verstorbenen wohl rein kirchenrechtlich nicht möglich. Doch "wäre eine kritisch-konstruktive Würdigung des Schaffens von Martin Luther seitens der katholischen Kirche schön".

"Nicht auf die Schulter klopfen"

In einer Predigt am Sonntag hatte Friedrich gesagt, das Jahr 2017 solle zu einer Standortbestimmung des Protestantismus werden. Dazu gehöre auch die Frage, was von dem "evangelischen Erbe" in Vergessenheit geraten sei, was wiederbelebt werden müsse, und was der ökumenische Auftrag für die Zukunft sei. Ein Jubiläum, "um sich selbst ein bisschen auf die Schulter zu klopfen", wäre verfehlt.

Die evangelische Kirche plant zum 500. Jubiläum des Thesenanschlags 1517 von Martin Luther ein umfangreiches Festprogramm. Bereits jetzt weist eine Lutherdekade mit Themenjahren auf das Jubiläum hin. Das Jahr 2011 ist dem inhaltlichen Schwerpunkt "Taufe" gewidmet. Nirgends sonst werde die Liebe Gottes zu den Menschen so sichtbar wie in der Taufe, sagte Friedrich.

Appell an katholische Bischöfe

Schneider appellierte an die katholische Kirche, Eheleuten mit verschiedenen Konfessionen das gemeinsame Abendmahl zu erlauben. "Ich bitte die Deutsche Bischofskonferenz, für konfessionsverbindende Ehepaare eucharistische Gemeinschaft zu ermöglichen", sagte der rheinische Präses in Bad Neuenahr. Dadurch würde lediglich das nachvollzogen, "was in der Kirche Jesu Christi für diese Familien schon Realität ist und was deshalb zu Recht auch in vielen Gemeinden gelebt wird".

Konfessionelle Unterschiede müssten nicht kirchentrennend sein, betonte Schneider in seinem Jahresbericht vor der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland. Dies zeige der Protestantismus selbst. "Unsere Erfahrung ist: Lebendige Vielfalt in dem einen Glauben muss nicht trennen, sondern führt gemeinsam an den Tisch des einen Herrn", sagte er. In der Ökumene gelte es, beharrlich auf dem gemeinsamen Weg zu bleiben und "mit großer Sehnsucht Fortschritte" zu suchen.

epd