Unterdessen ging die Diskussion in den USA darüber weiter, ob das zunehmend erhitzte politische Klima der vergangenen zwei Jahre mitverantwortlich für das Blutbad ist. Dabei konzentrierten sich Vorwürfe von der demokratischen Seite zunehmend auf die radikalkonservative Tea Party und deren indirekte Leitfigur Sarah Palin, der ehemaligen republikanischen Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten.
So gehörte der Wahlkreis der Demokratin zu jenen, die auf Palins Webseite vor der Kongresswahl mit einem Fadenkreuz versehen war. Die Exgouverneurin von Alaska hatte ihre Gefolgsleute auch aufgerufen: "Zieht euch nicht zurück - ladet nach!". Derartige "gewalttätige Rhetorik" trage zu einem vergifteten Klima bei, sagte der demokratische Senator Richard Durbin in einer CNN-Sendung. Sein republikanischer Kollege Lamar Alexander warnte davor, das Blutbad mit Tea Party-Äußerungen oder der Rhetorik anderer Gruppen in Verbindung zu bringen.
Passanten verhindern schlimmeres Blutbad
US-Präsident Barack Obama rief für 11 Uhr am Montagvormittag (17 Uhr MEZ) zu einer Schweigeminute auf. An Bundesgebäuden wurden die Flaggen auf Halbmast gesenkt - unter den Todesopfern sind ein hochrangiger Bundesrichter und ein erst 30-jähriger Wahlkreis- Spitzenmitarbeiter der Abgeordneten. Auch ein neunjähriges Mädchen starb: Geboren wurde die kleine Christina nach Medienberichten am 11. September 2001, dem Tag der verheerenden Terroranschläge in den USA.
Der Täter Jared Loughner war am Tatort, einem Parkplatz vor einem Supermarkt in Tucson, von Passanten überwältigt worden, bevor ein noch schlimmeres Blutbad anrichten konnte. 14 Menschen hatten den Anschlag mit einer halbautomatischen Pistole teils schwer verletzt überlebt, so auch die Demokratin Giffords. Ärzte beschrieben ihren Zustand am Sonntag als weiterhin kritisch, sind aber zunehmend zuversichtlich, dass die 40-Jährige das Attentat übersteht.
Loughner wurde zunächst in fünf Punkten angeklagt, wegen dreifachen versuchten Mordes und zweifachen Mordes. Dabei geht es um die Opfer, die Bundesbedienstete waren. Dazu gehören Giffords und zwei ihrer Helfer, die überlebten, sowie der getötete Richter und der Wahlkreis-Mitarbeiter. Weitere Anklagen gelten als wahrscheinlich.
Das Motiv bleibt zunächst unklar
Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei in einem Safe Hinweise darauf, dass der Schütze die Tat geplant hatte. So wurde ein Briefumschlag mit verschiedenen "Botschaften" Loughners wie "Mein Attentat" und mit dem Namen Giffords entdeckt. Außerdem wurde ein Schreiben mit dem Briefkopf der Abgeordneten gefunden, in dem sich die Politikerin für Loughners Teilnahme an einem Wähler-Treffen 2007 bedankte.
Die Motive des Täters blieben weiterhin unklar. Bizarre Erklärungen und Videos des jungen Mannes im Internet weisen jedoch auf einen wirren politischen Hintergrund hin. Ein Mann, der als möglicher Komplize gesucht worden war, entpuppte sich als harmloser Taxifahrer, der nichts mit dem Blutbad zu tun hatte, berichteten Medien unter Berufung auf Polizeikreise.