Käßmann: Politiker sollen Christenverfolgung ansprechen
Margot Käßmann fordert deutsche Politiker auf, sich künftig bei allen Auslandsbesuchen für die Rechte von Christen einzusetzen - mit Verweis auf die Religionsfreiheit hier.

"Es ist sehr gut, wenn Politikerinnen und Politiker bei all ihren Auslandsbesuchen, in die Türkei, nach China, in islamische Länder, auch eine christliche Gemeinde besuchen", sagte sie den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe (Montagsausgaben). Das sei ein klares Zeichen der öffentlichen Anerkennung.

Bei diesen Gelegenheiten sollten Politiker die Religionsfreiheit unmissverständlich ansprechen, appellierte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie sollten darauf hinweisen, dass Muslime in Deutschland selbstverständlich ihren Glauben praktizieren dürften, und dabei einfordern: "Genau das wünschen wir uns in jedem anderen Land der Erde, auch für die Christen."

Balance zwischen "Multikulti" und einer "Leitkultur"

In Deutschland ist nach Käßmanns Einschätzung das Bewusstsein nur gering ausgeprägt, dass Christen die am meisten verfolgte Religionsgruppe der Welt sind. Die deutsche Gesellschaft selbst sei zudem noch auf der Suche nach einer Balance zwischen "Multikulti" und einer "Leitkultur". Es müsse noch intensiver darüber debattiert werden, "was das Eigene ist und was der Grundkonsens des Gemeinsamen sein muss". Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei sie nicht der Meinung, dass "Multikulti" gescheitert sei, "auch wenn ich verstehe, was die Kanzlerin meint", sagte Käßmann, die im vergangenen Jahr nach einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens ihre Leitungsämter an der Spitze der hannoverschen Landeskirche und der EKD niedergelegt hatte. Am Mittwoch hält sie ihre Antrittsvorlesung als Gastprofessorin an der Universität Bochum.

epd