An der ökumenischen Gedenkfeier in der koptischen Sankt-Markus-Kirche nahmen Vertreter aus Politik und Religionen teil. Damian dankte der Bundesregierung und der Polizei für den Schutz der Gottesdienste während des koptischen Weihnachtsfestes am vergangenen Donnerstag und Freitag. Tief beeindruckt hätten ihn auch die Anteilnahme der Bevölkerung und die Solidarität anderer Konfessionen und Religionen.
Der Bischof appellierte vor etwa 300 Besuchern an den Präsidenten der Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmed El Tayeb, klar Stellung zu beziehen gegen islamistische Gewalttaten und "aufzupassen, was in den Moscheen gelehrt wird". An die ägyptische Regierung wandte sich der koptische Bischof mit der "höflichsten Bitte", mehr auf die Gerechtigkeit, Religionsfreiheit, die Menschenrechte und Sicherheit ihrer Mitbürger zu achten. Dies dürfe nicht nur in Form von "blumigen Statements" geschehen, sondern müsse anhand "konkreter Taten" erfolgen.
Christliche Tradition in Ägypten
Der koptische Bischof erinnerte an die lange christliche Tradition in Ägypten und daran, dass bereits die Heilige Familie Asyl in dem Land am Nil gefunden habe. Die Kopten wollten in ihrer Heimat als gleichberechtigte und freie Bürger leben. "Als Christ leben zu wollen, ist kein krimineller Akt", sagte Damian.
Der katholische Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hob die Gemeinsamkeit aller Christen hervor. Im "Christus-Zeugnis" wisse sich die katholische Kirche in Deutschland mit der koptisch-orthodoxen Kirche in gleicher Weise verbunden wie mit den christlichen Konfessionen, "mit denen wir in unserem Land seit Jahrhunderten zusammenleben". Tebartz-van Elst warb für gegenseitige Achtung und Toleranz im Umgang der Religionen miteinander. Außerdem forderte er, dass Gewissensfreiheit und Religionsfreiheit jedem einzelnen Menschen gewährt werden müssten und "durch nichts infrage gestellt" werden dürften. Dies gelte auch für den Wechsel in eine andere Religionsgemeinschaft.
Die SPD-Politikerin und frühere Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul rief die ägyptische Regierung dazu auf, die Täter unnachgiebig zu verfolgen und zu bestrafen. Nach den Worten des hessischen Justiz- und Integrationsstaatssekretärs Rudolf Kriszeleit (FDP) hat jeder einzelne Mensch das Recht, selbst zu entscheiden, ob er glaube und was er glaube oder nicht glaube. Dieses Menschenrecht müsse überall selbstverständlich sein.
Unmutsbekundungen gegen Mazyek
Die stellvertretende hessen-nassauische Kirchenpräsidentin Cordelia Kopsch beschwor die Einigkeit der Religionen im Kampf gegen den Terrorismus. Außerdem appellierte sie an die koptischen Christen, auf Rache zu verzichten und das Böse mit Gutem zu vergelten. Der Vertreter der orthodoxen Kirche und Vorsitzende des Frankfurter Rats der Religionen, Athenagoras Ziliaskopoulos, warnte davor, die Religionskonflikte in Ägypten, Irak und anderswo nach Deutschland zu importieren. Es müsse alles dafür getan werden, das gute nachbarschaftliche Zusammenleben der verschiedenen Religionen zu bewahren.
Mit einigen Missfallensbekundungen wurde das Grußwort von Aiman Mazyek, des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland, aufgenommen. Mazyek hatte zuvor sein "tiefstes Mitgefühl" mit den Opfern und ihren Angehörigen zum Ausdruck gebracht. Die gemeinsame Trauerfeier sei das beste Beispiel dafür, dass das Ziel der Terroristen in Alexandria, einen Keil zwischen Christen und Muslime zu treiben, nicht aufgegangen sei.
Die Trauerfeier am Samstag fand ebenso wie der Weihnachtsgottesdienst der koptischen Frankfurter Gemeinde am Donnerstagabend unter Polizeischutz statt. Bei dem Bombenanschlag auf eine koptische Kirche in der Silvesternacht waren mindestens 23 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. In Ägypten sind nach Schätzungen etwa zehn Prozent der rund 80 Millionen Einwohner Kopten. In Deutschland gibt es rund 6.000 Kopten.
Deutsche Anteilnahme für Opfer
Kauder brachte bei dem Gespräch mit Shenouda III. (Foto: dpa) im Namen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die deutsche Anteilnahme für die Opfer des Terroranschlags in Alexandria. Dabei waren 23 Menschen getötet und über 100 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Kauder erkundigte sich nach Angaben eines Sprechers, ob die Sicherheitsvorkehrungen ausreichend seien. Das koptische Oberhaupt habe erklärt, die ägyptische Regierung tue, was in ihrer Macht stehe. Eine Wiederholung solcher Ereignisse sei aber nicht auszuschließen. Die Muslime im Lande seien nicht die Feinde der Kopten. Das Problem seien vielmehr die Fanatiker.
Kauder will auch mit Angehörigen anderer christlicher Religionsgemeinschaften sprechen. Geplant sind am Sonntag außerdem Treffen mit Vertretern der ägyptischen Regierung und mit den höchsten Repräsentanten der Muslime. Der CDU-Politiker wird von der Kirchenbeauftragten der Unionsfraktion, Maria Flachsbarth, und der stellvertretenden Vorsitzenden des Menschenrechtsausschusses des Bundestags, Ute Granold, begleitet. Nach der Landung in Kairo erklärte Kauder: "Deutschland und Ägypten müssen bei der Abwehr des Terrorismus eng zusammenarbeiten. Er bedroht die Bürger in beiden Ländern." Mit seinem Besuch wolle er zeigen, dass die Christen auf Unterstützung zählen könnten.