FDP: Gehen Wahlen verloren, geht wohl auch Westerwelle
FDP-Chef Guido Westerwelle hat erstmals durchblicken lassen, dass er für ein schlechtes Abschneiden seiner Partei bei den bevorstehenden Landtagswahlen die Verantwortung übernehmen würde.

"Die ganze Führung steht bei allen Wahlen in der Verantwortung - und an der Spitze wie immer und stets der Parteivorsitzende", sagte Westerwelle dem Magazin "Focus". Beim Dreikönigstreffen der FDP am Donnerstag in Stuttgart hatte der in den eigenen Reihen umstrittene Parteichef das Thema noch gänzlich ausgespart.

Bis zum FDP-Parteitag vom 13. bis 15. Mai in Rostock, bei dem die Führungsspitze neu bestimmt wird, stehen vier Landtagswahlen an: in Hamburg (20. Februar), Sachsen-Anhalt (20. März), Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz (27. März). Bereits kurz nach den Landtagswahlen, am 11. April, werde das FDP-Präsidium mit den Landesvorsitzenden erstmals über das künftige Führungsteam beraten, kündigte Westerwelle in der "Welt am Sonntag" an.

Ob er dann erneut als Vorsitzender antreten wird, ließ er in dem Interview weiterhin offen. "Dass mir meine Aufgabe Freude macht, will ich nicht verhehlen. Aber ich sehe keinen Grund, die Regeln, die ich in den vergangenen 15 Jahren geachtet habe, diesmal nicht einzuhalten. Und die lauten: Diese Frage wird im Vorfeld des Wahlparteitags zunächst in den Gremien besprochen, nicht vorab in den Zeitungen." Dies gebiete auch der Respekt vor den Landesverbänden, die Zeit haben müssten, sich ihre Meinung zu bilden.

Kaum Selbstkritik in Stuttgart

Der FDP-Vorsitzende hatte nach wochenlangen Diskussionen über miserable Umfragewerte seine Partei am Donnerstag beim Dreikönigstreffen in Stuttgart auf Wahlkampf unter seiner Führung eingeschworen und dabei kaum Selbstkritik geübt. Der versuchte Befreiungsschlag stieß in den eigenen Reihen auf ein geteiltes Echo. Die engere Parteiführung stellte sich hinter den Außenminister - die innerparteilichen Kritiker bewerteten Westerwelles demonstrativ selbstbewussten Auftritt allenfalls als ersten Schritt auf dem Weg zur Einsicht eigener Fehler.

Trotz der ernsten Lage seiner Partei und der Kritik an seiner Person habe er in seinem Dezemberurlaub nicht ans Aufhören gedacht. "Nein. Ich habe mich im Sommer geprüft aufgrund der enormen Arbeitsbelastungen. Habe ich genügend Kraft? Ja, und ich habe auch die Freude an den Aufgaben und das richtige Team", sagte Westerwelle dem "Focus". Allerdings hätten Freunde ihn gefragt, wie lange er sich das noch antun wolle. "Als Parteivorsitzender kann man nicht in Deckung hinter anderen gehen. Man darf es auch nicht."

"Mich wurmen die Einschätzungen"

Westerwelle räumte in dem Magazin ein, dass ihn sein schwacher Stand im Politikerranking trifft. "Es ist nur menschlich, dass mich bestimmte Einschätzungen meiner Person wurmen. Aber ich halte mich nicht allzu lange damit auf." Laut dem jüngsten ZDF-Politbarometer glaubt eine Mehrheit der Bundesbürger nicht mehr daran, dass der FDP-Chef in einem Jahr noch im Amt ist.

dpa