Die Petersglocke im Kölner Dom mit dem Schlagton eines tiefen "C" ist auch als "Dicker Pitter" bekannt. Sie wird nur zu besonderen Feiertagen wie Weihnachten und Silvester geläutet. Nach Informationen des Kölner Bistumssenders domradio hatte es beim Einläuten am Vorabend des Dreikönigstages noch keine Anzeichen von Materialermüdung gegeben.
Der Glockenexperte Jan Hendrik Stens berichtete im Interview mit domradio, wie er das Aussetzen des "Dicken Pitter" live miterlebt hat: "Ich stand auf der Domplatte und hörte die Petersglocke schlagen. Sie hat knapp fünf Minuten geläutet und plötzlich gab es einen dumpfen Knall in der Glockenstube, als würde etwas herabstürzen, und damit hörte die Petersglocke auch auf zu schlagen. Man hörte noch, wie der letzte Schlag verhallte und kein weiterer folgte. Mir war sofort klar, da ist der Klöppel abgebrochen."
Als Usache habe ein Sachverständiger heute Materialermüdung festgestellt, berichtet Matthias Deml von der Pressestelle der Dombauhütte Köln. Beim Aufprall des Klöppels seien zwei Holzdielen zerschlagen und ein Geländer abgerissen worden. Weil die Glockenstube aus Anlass des Festtagsgeläuts für Besucher gesperrt war, wurde niemand verletzt.
Schon beim ersten Läuten 1924 riss ein Seil
Der Klöppel der Petersglocke ist 800 Kilogramm schwer. Er war an einem Kugellager aufgehängt und konnte wie die Glocke selbst frei hin und her schwingen. Solche Klöppel seien aus dynamischen Gründen im oberen Bereich, wo sie am stärksten beansprucht würden, relativ dünn, sagte Jan Hendrik Stens im Interview mit domradio. An dieser Stelle würden Klöppel meistens brechen. Die Aufhängetechnik stamme aus dem Jahr 1952 und sei immer gewartet worden. Bei Stahl könne man Brüche allerdings nur schwer vorhersagen.
Es müsse sich jetzt die Frage stellen, ob der neue Klöppel genauso aussehen und genauso schwer sein solle wie der alte, so Stens weiter. Sachverständige würden diese Fragen prüfen. Von Anfang an hat die Petersglocke im Kölner Dom aufgrund ihrer Größe für Herausforderungen gesorgt - sowohl in der Herstellung als auch beim ersten Läuten. Die 1924 eingeweihte Glocke der Gießerei Ulrich misst 3,20 Meter in der Höhe und 3,22 Meter in der Breite. Beim ersten Läuten zu Heiligabend 1924 riss bereits kurz nach dem Vorschwingen das Seil der Läutemaschine. Erst nach monatelangen Arbeiten gelang am 10. Oktober 1925 ein erstes feierliches Geläute mit allen Domglocken.