Kopten feiern Weihnachten unter Polizeischutz
Die Solidarität ist groß. Zum Weihnachtsfest der vom Terror bedrohten Kopten haben sich Christen und Muslime in Deutschland an ihre Seite gestellt. An einem Weihnachtsgottesdienst in Düsseldorf nahmen auch der EKD-Ratsvorsitzende Präses Nikolaus Schneider und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, teil. Besonders strenge Sicherheitsvorkehrungen gibt es nach dem Attentat vom Neujahrstag in Ägypten.

Unter Polizeischutz haben die koptischen Christen eine Woche nach dem Terroranschlag von Alexandria ihr Weihnachtfest gefeiert. In Deutschland stellten sich Christen und Muslime demonstrativ an die Seite der Orthodoxen. Zu den abendlichen Gottesdiensten kamen nicht nur Politiker, sondern auch Vertreter der großen Kirchen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte Schutz für Christen in aller Welt. Bundespräsident Christian Wulff betonte, Religionsfreiheit sei ein Menschenrecht. Papst Benedikt XVI. sprach den bedrängten Ostkirchen Mut zu.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen begannen die Kopten am Donnerstagabend mit ihren Weihnachtfeierlichkeiten, die sich bis zu diesem Freitag hinziehen. In Düsseldorf kamen Schneider und Mazyek zum Gottesdienst der dortigen Gemeinde. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker hatte sich zur Weihnachtsliturgie im koptisch- orthodoxen Kloster im ostwestfälischen Höxter-Brenkhausen angekündigt.

"An der Seite unserer bedrängten Geschwister"

Schneider erklärte: "Wir stehen an der Seite unserer bedrängten Glaubensgeschwister in aller Welt." Mazyek (Foto: dpa) sagte: "Wir wollen als Muslime in Deutschland ein deutliches Zeichen setzen, dass keine Verbrecher auf der Welt mit ihren schändlichen und gotteslästerlichen Taten einen Keil zwischen Christen und Muslime treiben können." Mazyek wird am Samstag in Frankfurt auch zu einer zentralen Trauerfeier der europäischen Kopten für die Opfer von Alexandria erwartet. Am Frankfurter Weihnachtsgottesdienst nahmen am Donnerstagabend rund 100 Gläubige teil.

In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria waren in der Neujahrsnacht bei einem islamistischen Terroranschlag vor einer koptischen Kirche 23 Menschen getötet worden. Seither stehen die koptischen Gemeinden unter strengem Schutz. Obwohl es im Internet auch Drohungen gegen koptische Gemeinden in Deutschland gab, rechnete der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, nicht mit einer akuten Gefahr. Bei den Weihnachtsveranstaltungen in deutschen Kopten-Gemeinden blieb nach Polizeiangaben vom Abend alles ruhig.

In schwarzen Trauerkleidern

In Ägypten legten am Donnerstag viele Kopten zum Gedenken an die Terroropfer schwarze Trauerkleidung an. Aus dem Innenministerium in Kairo hieß es, man sei nicht nur auf die Abwehr von Attentaten vorbereitet, sondern auch auf mögliche Zusammenstöße zwischen Christen und der Polizei. Zum zentralen Gottesdienst in der Markus-Kathedrale in Kairo, den Papst Schenuda III. leiten wollte, wurde als möglicher Gast Gamal Mubarak erwartet, der Sohn von Präsident Husni Mubarak, der als Nachfolger gehandelt wird.

Papst Benedikt XVI. sprach den Ostkirchen, zu denen auch die ägyptischen Kopten zählen, Mut zu. "Die in Jesus erschienene Güte Gottes möge den auf die Probe gestellten Gemeinden beistehen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt nach der Dreikönigsmesse in Rom.

Merkel mahnt Religionsfreiheit an

Auch Merkel mahnte den Schutz christlicher Minderheiten an. "Glaubens- und Religionsfreiheit sind ein essenzieller Wert, ein Kernwert der deutschen Außenpolitik", sagte die CDU-Vorsitzende der "Passauer Neuen Presse" (Freitag). Es sei "keine kulturelle, westliche, europäische, christliche Anmaßung, dass wir unsere Werte und Freiheitsrechte für universal gültig halten". Bundespräsident Wulff erinnerte in Berlin daran, dass viele Christen in der Welt verfolgt seien. "Heute denke ich vor allem an die koptischen Brüder und Schwestern."

dpa