Bei der Begegnung mit den Bundestagsabgeordneten der CSU wolle sie Fragen der politischen Kultur ansprechen, sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende nach ihrer Ankunft im bayrischen Wildbad Kreuth vor Journalisten. Ihre vor einem Jahr geäußerte Kritik am Afghanistan-Einsatz nimmt Käßmann nicht zurück. Die Theologin sagte am Mittwochabend bei dem Treffen: "Ich denke, dass sich die Lage in Afghanistan nicht fundamental verbessert hat." Sie schränkte zwar ein: "Aber ich bin auch keine Afghanistan-Expertin." Zugleich betonte sie aber: "Nur, dass Menschen aus der Kirche immer wieder die Friedensfrage stellen, das ist, finde ich, völlig normal."
Die Einladung Käßmanns nach Kreuth durch den Vorsitzenden der CSU- Landesgruppe im Bundestag, Hans-Peter Friedrich, war in Parteikreisen umstritten. Vor allem Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte sich über die Käßmann-Äußerung - "Nichts ist gut in Afghanistan" - in einer Predigt vor gut einem Jahr geärgert.
Christen werden weltweit am meisten verfolgt
Auch auf die Anschläge in Ägypten ging Käßmann bei dem Gespräch ein. "Man kann nur hoffen, dass die Kopten ihr Christfest in Deutschland in Frieden begehen können und in anderen Ländern der Welt natürlich auch", meinte Käßmann mit Blick auf den blutigen Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria am Neujahrstag. "Das macht aber nochmal deutlich, dass die Christen die weltweit am meisten verfolgte Religionsgruppe sind". Vielen in Deutschland sei das nicht bewusst.
Der Vorsitzende des CSU-Landesgruppe, Hans Peter Friedrich, verteidigte bei dem Kamingespräch das System der Kirchensteuer. Es sei "traurig", was sich da in der Politik abspiele. Bei dem Koalitionspartner FDP gebe es jedoch nur einige Stimmen, die für eine stärkere Trennung von Staat und Kirche plädierten, sagte Friedrich.
Vor Käßmann hatte bereits Bischof Wolfgang Huber 2004 an einem Kamingespräch in Wildbad Kreuth teilgenommen. Zu den früheren Gesprächspartnern der CSU gehörten außerdem der Schriftsteller Martin Walser und der aus der ehemaligen DDR stammende Künstler Wolf Biermann. Wie der parlamentarische Geschäftsführer der CSU, Stefan Müller, erklärte, gibt es für das Kamingespräch keine Themenschwerpunkte. Dort werde "immer lebhaft diskutiert".