Studie: Christenverfolgung ist in Nordkorea am schlimmsten
Christen werden in Nordkorea, Iran und Afghanistan weltweit am stärksten verfolgt. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex 2011 des christlichen Hilfswerks Open Doors hervor. Weltweit werden rund 100 Millionen Gläubige verfolgt. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international wies unterdessen darauf hin, dass in islamischen Ländern nicht nur Christen verfolgt werden.

Nordkorea führt die Rangliste von Open Doors zum neunten Mal in Folge an. Iran bleibt auf Platz zwei, Afghanistan löst Saudi-Arabien auf dem dritten Platz ab, das nunmehr auf Platz vier landet. Im Irak haben nach Angaben des Hilfswerks seit 1991 rund zwei Drittel aller Christen das Land verlassen. Grund seien gezielte Anschläge und Morddrohungen gewesen. Dadurch habe sich die Lage im Irak am stärksten verschlechtert. Das Land rückt daher von Platz 17 auf Platz 8 der Negativ-Rangliste auf.

Das Blutbad in einer Kirche in Bagdad Ende Oktober, bei dem 58 Menschen ums Leben kamen, gilt als schlimmster Anschlag seit langem. Rund 100 Millionen Christen werden nach Schätzung von Open Doors weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt. In acht der ersten zehn Ländern auf dem Index ist der Islam die Religion der Bevölkerungsmehrheit. Ägypten taucht auf der Liste erst auf Platz 19 auf. In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria waren am Neujahrstag bei einem Selbstmordanschlag auf eine koptische Kirche 21 Menschen getötet worden.

Ägypten auf Platz 19

Jedes Jahr bewertet Open Doors die Religionsfreiheit für Christen in 50 Ländern anhand eigener Befragungen vor Ort, von Berichten über Übergriffe und Experteneinschätzungen. "Das Leiden von Millionen Christen darf nicht länger nur ein Randthema in unserer Gesellschaft bleiben", sagte der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode. Christen würden in manchen Ländern jahrzehntelang in Todeszellen sitzen oder in Arbeitslagern gefoltert. Das Hilfswerk rief Christen, Politiker und die Menschen in aller Welt auf, für verfolgte Christen zu beten und sie konkret zu unterstützen. Open Doors ist als überkonfessionelles Hilfswerk entstanden, das sich zunächst auf die Verfolgung von Christen in kommunistischen Ländern konzentrierte und Bibelschmuggel organisierte.

Amnesty international warnt davor, nach dem Anschlag auf koptische Christen in Ägypten andere verfolgte Minderheiten aus dem Blickfeld zu verlieren. Es entstehe der Eindruck, dass Anschläge auf Christen in den Medien besonders aufmerksam behandelt werden, sagte die amnesty-Nahostexpertin Ruth Jüttner am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Dabei würden auch andere Minderheiten diskriminiert und verfolgt.

Bedrängte Schiiten im Irak

Als Beispiel nannte sie die Bahai in Ägypten. Während Christen auch im Islam als Religionsgruppe anerkannt seien, gelte dies nicht für die Bahai. Sie hätten große Schwierigkeiten beim Zugang zu Schulen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Dienstleistungen, erklärte Jüttner. Zudem sei die Gruppe wesentlich kleiner - "möglicherweise 2.000" Bahai leben nach ihren Angaben in Ägypten. Genaue Zahlen gebe es nicht. Die Kopten stellten mit acht Millionen Anhängern etwa zehn Prozent der Bevölkerung. In keinem anderen arabischen Land gebe es so viele Christen.

Jüttner verwies außerdem auf den Irak. In dem Land würden seit dem Sturz Saddam Husseins neben Christen auch schiitische Muslime, Jesiden und Mandäer Opfer von Angriffen und Anschlägen. Übergriffe auf diese Gruppen hätten in den vergangenen Jahren tausende Menschenleben gefordert. Im Iran seien nicht nur religiöse, sondern auch ethnische Gruppen wie die arabische und kurdische Minderheit mit einer "systematischen Diskriminierung" konfrontiert. So hätten dort auch zahlenmäßig große Minderheiten keine gleichberechtigte Möglichkeit, leitende Positionen in Politik und Verwaltung zu bekommen, sagte Jüttner.

Der Weltverfolgungsindex 2011 von Open Doors

1 Nordkorea

2 Iran

3 Afghanistan

4 Saudi-Arabien

5 Somalia

6 Malediven

7 Jemen

8 Irak

9 Usbekistan

10 Laos

dpa/epd