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Howl - Das Geheul (USA 2010)
Das Gedicht "Howl" war so etwas wie die Initialzündung für die Poeten der Beat Generation. 1956 hat der Schriftsteller Allen Ginsberg es zum ersten Mal vorgetragen und veröffentlicht - und damit gleich einen handfesten Skandal ausgelöst: Sein Verleger wurde wegen Obszönität angeklagt - was sich zu einem der wichtigsten amerikanischen Prozesse um das Recht auf freie Meinungsäußerung auswuchs. Die beiden amerikanischen Dokumentarfilmer Robert Epstein und Jeffrey Friedman haben um den Dichter und den Prozess ihren ersten Spielfilm gedreht, den sie mit dokumentarisch wirkenden Interviews und psychedelisch wirkenden Animationen zu verstärken suchen. "Howl - Das Geheul" will zu viel auf einmal, kommt aber mit seiner sprunghaften Montage dem Lebensgefühl der Beat Generation sehr nahe.
Regie und Buch: Robert Epstein Jeffrey Friedman. Mit: James Franco, Mary-Louise Parker, Jeff Daniels, David Strathairn. L: 90 Min.
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Eine flexible Frau (Deutschland 2010)
Architektin, alleinerziehend, arbeitslos: In ihrem Debüt stellt die deutsche Regisseurin Tatjana Turanskyj die Seins- und Bewusstseinslage des akademischen Prekariats mit eigenem filmischem Ansatz aus. Eine alleinerziehende Architektin verliert ihren Job und verkauft Fertighäuser in einem Callcenter, bis sie wegen mangelnder Umsätze auch dort fliegt. Sie macht absurde Fortbildungen mit. Dem pubertären Sohn ist die erfolglose Mutter nur peinlich. "Eine flexible Frau" changiert zwischen Essay - Hölderlin wird rezitiert - und Spielfilm. Turanskyj gelingt ein intelligenter und witziger Bericht von spätkapitalistischen Überlebenskämpfen in der Großstadt.
Regie und Buch: Tatjana Turanskyj. Mit: Mira Partecke, Katharina Bellena, Laura Tonke, Sven Seeger, Torsten Haase. L: 97 Min. FSK: ab 12, ffr.
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Der Auftragslover (Frankreich/Monaco 2010)
Alex? Beruf ist es, im Auftrag von fürsorglichen Verwandten frustrierte Frauen gerade so einzuwickeln, dass sie den Schwung finden, ihren luschigen Partnern den Laufpass zu geben; Sex ist tabu dabei. Dazu inszenieren Alex und seine Kompagnons Mélanie und Marc mit ausgetüftelten Überwachungs- und Verkleidungstricks weit gespannte Täuschungsmanöver, die Frauen dazu verleiten, aus den falschen Gründen das Richtige zu tun. Doch als der Schwindler im Auftrag eines schwerreichen Vaters und unter dem Druck eines Geldeintreibers ein Paar, das sich offensichtlich sehr liebt, entzweien soll, quält ihn sein Gewissen. Und er hat sich in sein Zielobjekt verliebt. Französische Liebekomödie, die vor allem mit ihren Hauptdarstellern Romain Duris und Vanessa Paradis glänzt.
Regie: Pascal Chaumeil. Buch: Laurent Zeitoun, Jeremy Doner, Yoann Gomb. Mit: Romain Duris, Vanessa Paradis, Julie Ferrier. Länge: 150 Min. FSK: o.Al.
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Das Labyrinth der Wörter (Frankreich 2010)
Der Mann ist ein Koloss, sie zart und zierlich. Er ist im besten Alter, sie 95. Er kann gerade mal lesen und schreiben, sie ist hoch gebildet. Und doch funkt es zwischen dem Handwerker Germain und der Akademikerin Margueritte. Auf einer Parkbank lernen sie sich kennen, und hier liest sie ihm Bücher vor, "Die Pest" von Camus zum Beispiel. Während Germain sich allmählich das "Labyrinth der Wörter" erschließt, kommen Erinnerungen an seine unglückliche Kindheit hoch. Und in seinem gegenwärtigen Leben, im Verhältnis zu seiner hysterischen Mutter und seiner Freundin Annette, verändert sich etwas - der "Kleinstadttrottel" findet plötzlich zu einem neuen Selbstbewusstsein. Etwas betuliche, aber hübsch anzusehende und mit Gérard Depardieu in der Hauptrolle auf den Punkt besetzte Literaturverfilmung des französischen Filigranarbeiters Jean Becker ("Dialog mit meinem Gärtner").
Regie: Jean Becker. Buch: Jean-Loup Dabadie, Jean Becker (nach dem Roman "La tête en friche" von Marie-Sabine Roger). Mit: Gérard Depardieu, Gisèle Casadeus, François-Xavier Demaison, Claude Maurane, Sophie Guillemin, Claire Maurier. Länge: 82 Min.
Hinweis: Die Filme wurden von der Redaktion der Zeitschrift "epd Film" ausgewählt.