Flugzeugträger-Kapitän stürzt über geschmacklose Bord-Videos
Witze über Schwule, Masturbation im Bordfernsehen: Der Kommandant des US-Flugzeugträgers "USS Enterprise" wollte seine Mannschaft mit vermeintlich witzigen Filmchen zum Lachen bringen. Nachdem die peinlichen Videos jetzt ins Internet gelangten, wurde er gefeuert.

Schwulen- und frauenfeindliche Videos zur Erheiterung der Crew haben den Kommandanten eines US-Flugzeugträgers den Job gekostet. Kapitän Owen Honors wurde nach Angaben der Militärs wegen schlechter Führung vom Kommando der "USS Enterprise" - des längsten Kriegsschiffs der Welt - entbunden. Die Videos wurden zwischen 2006 und 2007 gedreht. Honors hatte in den Videos eine tragende Rolle eingenommen.

US-Medien zufolge hieß es, die Videos seien zur Entspannung der Mannschaft gezeigt worden. Sie hätten nicht in der breiten Öffentlichkeit erscheinen sollen. Wie die US-Navy aber inzwischen mitteilte, werde durch den Skandal Honors Charakterfestigkeit infrage gestellt. Außerdem sei seine Glaubwürdigkeit beschädigt. Die Navy habe ihr Vertrauen in Honors verloren. Noch Ende vergangener Woche hatte die Navy die Videos noch herunter gespielt: Sie seien nicht mit dem Ziel gedreht worden, zu beleidigen. Die Tageszeitung "The Virginian Pilot" hatte die Filme entdeckt und veröffentlicht.

Auf den Filmen, die auf dem Flugzeugträger für 6.000 Soldaten ausgestrahlt wurden und am Wochenende für alle Welt abrufbar ins Internet gelangten, machen Crewmitglieder schwulenfeindliche Witze, simulieren Sex und tun so, als würden sie masturbieren. Die Videos entstanden, als Honors noch Vize-Kommandant und das Schiff für die Kriege im Irak und in Afghanistan im Einsatz war.

"Humoristische Darbietungen" - Beschwerden ignoriert

Die Filme seien wöchentlich zur Belustigung der Mannschaft gezeigt worden. Sie wurden an Bord gedreht und zeigen auch, wie Männer in Frauenkleidern posieren oder wie zwei anscheinend weibliche Matrosinnen unter der Dusche erotische Szenen nachstellen.

Honors selbst äußerte sich nicht öffentlich zu den Vorwürfen. Die Navy hatte die Videos bereits am Samstag in einer Stellungnahme als "unangemessen" kritisiert, nachdem sie gekürzt und zensiert auf der Website einer Lokalzeitung erschienen waren. "Die Videos sollten humoristische Darbietungen sein", hieß es in der Mitteilung. Es sei zur Klärung der Vorgänge aber nun eine interne Untersuchung angelaufen.

Bereits als die Filme über das Bordsystem gezeigt wurden, habe es Beschwerden darüber gegeben, wie unpassend die Filme seien. Die Klagen seien zunächst nicht nur ignoriert, sondern auch von Honors in den Filmen verspottet worden, berichteten die Medien weiter. Erst als das Oberkommando der Navy die Filme zu Gesicht bekam, wurde die Ausstrahlung verboten.

Die Navy hat insgesamt elf Flugzeugträger. Die "Enterprise" ist seit fast 50 Jahren im Dienst, sie war der erste Flugzeugträger, der mit Atomreaktoren angetrieben wurde. Ihr Heimathafen ist Norfolk im Bundesstaat Virginia, wo auch die Tageszeitung sitzt, die die Videos nun veröffentlichte.

dpa