Muss Westerwelle die "Rede seines Lebens" halten?
Beim anstehenden Dreikönigstreffen der FDP muss Außenminister und Parteichef Guido Westerwelle zeigen, ob er die FDP aus dem Umfragetief holen kann. Parteigeneralsekretär Lindner warnt jedoch vor zu hohen Erwartungen an den bedrängten Parteichef.

FDP-Generalsekretär Christian Lindner hat die Erwartungen an die Rede Guido Westerwelles auf dem Dreikönigstreffen am 6. Januar gedämpft und sich fest an die Seite des Parteichefs gestellt. "Unser Parteivorsitzender Guido Westerwelle wird eine Lagebestimmung vornehmen und unseren Kurs in der Regierung bestimmen", sagte Linder der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochausgabe). Die Rede aber "zu einer Schicksalsrede hochzujazzen, davon halte ich gar nichts", sagte Lindner.

Die Forderungen aus der Partei, Westerwelle müsse die Rede seines Lebens halten, seien überzogen. "Guido Westerwelle ist einer der besten Redner der Politik. Ich halte aber nichts davon, eine einzelne Rede derart zu stilisieren. Dieser Auftritt ist ein Baustein dafür, die FDP in diesem Frühjahr wieder erfolgreich zu machen. Ein wichtiger Baustein zweifelsohne, aber nicht der alleinige", sagte Lindner.

Die Personaldebatte habe der FDP geschadet. Er empfahl seiner Partei, über gute Regierungsarbeit wieder erfolgreich zu werden. "Dazu müssen wir Lehren aus dem vergangenen Jahr ziehen. Eine ist, den Erwartungen der Wähler von Union und FDP zu entsprechen, die uns mit einem Politikwechsel beauftragt haben", sagte Lindner.

Seehofer stellt sich hinter Westerwelle

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer, der in der Vergangenheit in politischen Streitfragen, aber auch mittels rhetorischer Sticheleien immer mal wieder zu den Gegenspielern Westerwelles gehört hatte, stellte sich ebenfalls klar hinter den FDP-Vorsitzenden. "Für mich gehört er zu den ganz starken Figuren des deutschen Liberalismus», sagte Seehofer der «Süddeutschen Zeitung". Gleichwohl seien die Ursachen für die Probleme der Koalition derzeit «die Situation bei den Liberalen» und deren Umfragewerte.

Seehofer macht den Fortbestand der schwarz-gelben Koalition in Berlin von einer Erholung der FDP abhängig. "Ich habe die Hoffnung, dass sich die FDP stabilisiert", sagte er vor dem Dreikönigstreffen der Liberalen und der Rede von Westerwelle. Es gehe dabei "schlicht auch um die Koalition", sagte Seehofer.

Die FDP verharrt weiter im Umfragekeller. Nach dem neuen Forsa-Wahltrend kommen die Liberalen bundesweit auf 4 Prozent. Westerwelle fiel in der Beliebtheitsskala auf ein Rekordtief.

FDP aktuell in allen Ländern unter der Fünf-Prozent-Hürde

Die baden-württembergische FDP-Landesvorsitzende Birgit Homburger forderte ihre Partei auf, den Weg aus dem Umfragetief mit einem breiteren Themenspektrum zu finden. "Die Haushaltssanierung hat Priorität, aber wir müssen die Themenverbreiterung fortführen", sagte die Chefin der FDP-Bundestagsfraktion auf dem FDP-Landesparteitag in Stuttgart.

Länderumfragen zufolge muss die FDP befürchten, bei allen sieben Landtagswahlen in diesem Jahr an der Fünfprozenthürde zu scheitern. In Baden-Württemberg, dem Stammland der Liberalen, käme dies für die FDP einer Katastrophe gleich. Wahlkämpfer aus anderen Ländern dringen auf einen Kurswechsel. Nach dem Forsa-Wahltrend von "Stern" und RTL liegt die FDP mit 4 Prozent aktuell zwar um einen Punkt höher als in der Vorwoche, würde aber klar an der Fünfprozenthürde scheitern. Westerwelle fällt mit 29 von 100 Punkten auf ein Allzeittief.

Der hessische FDP-Vorsitzende Jörg-Uwe Hahn ging in der Debatte um Westerwelle mit den Unionsparteien hart ins Gericht: "Es ist weder kameradschaftlich noch klug, dass sich CDU und CSU in innere Debatten der FDP einmischen", sagte er dem "Wiesbadener Kurier" (Mittwoch). Er kommentierte damit die Solidaritätsbekundungen der Parteivorsitzenden der Union für Westerwelle. "Ich verbitte mir diese aufgesetzten Krokodilstränen von Seehofer und (Angela) Merkel zur Frage der Person des FDP-Chefs", sagte er.

dpa