Ein Ziel nur für Touristen, die das Abenteuer lieben: Der Sudan taugt nicht für einen gemütlichen Strandurlaub, und auch für Fotosafaris bieten sich eher andere Länder an. Das Land sieht sich mit seiner hohen Analphabetenquote, regelmäßigen Dürren, langjährigen politischen Wirren und seiner ethnisch-religiösen Vielfalt allen Herausforderungen Afrikas gegenüber. Nun ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich der Süden politisch abspaltet.
Land
Im Sudan spiegelt sich Afrika im Kleinen: Die Zusammensetzung des Landes entspricht der des gesamten Kontinents in klimatischer, ethnischer und religiöser Hinsicht.
Der Sudan ist mit mehr als 2,5 Millionen Quadratkilometern das größte Land Afrikas und rund sieben Mal so groß wie Deutschland - mit etwa halb so viel Einwohnern (die Angaben schwanken zwischen 36 und 41 Millionen). Im Osten grenzt es ans Rote Meer, wo sich auch die einzige Hafenstadt Port Sudan befindet, in der etwa 500.000 Menschen leben.
Die Sahara-Sandwüste bestimmt den Norden, in der Landesmitte herrschen Savannen vor, und im äußersten Südwesten ist tropischer Regenwald zu finden. Die Großlandschaft des Sudan und die Flussoase des Nils bilden die Mittelpunkte der überwiegend flachen Landschaft. In der wichtigsten Wasserquelle des Landes vereinen sich der in Äthiopien entspringende Blaue Nil und der vom Victoriasee kommende Weiße Nil. Dürren in der Sahelzone verursachen immer neue Hungersnöte.
Gesellschaft
Die meisten Sudanesen leben von der Landwirtschaft. Aufgrund von Bürgerkriegen und Hungersnöten zählt das Land zu den ärmsten der Welt.
Staatsreligion ist der Islam. Die sunnitischen Muslime stellen etwa 70 Prozent der Bevölkerung und leben vorwiegend in den nördlichen Landesteilen. Um die 20 Prozent der Bevölkerung sind Anhänger von Naturreligionen, etwa zehn Prozent sind Christen. Beide Gruppen leben vor allem im Süden des Sudans.
Der Vielvölkerstaat Sudan zählt mehr als 500 verschiedene Volksstämme. Weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten, ein Fünftel der Sudanesen im Großraum Khartum. Die Zahl der Nomaden wird auf zwei Millionen geschätzt.
Trotz Schulpflicht gehen viele Kinder - vor allem Mädchen - nicht zum Unterricht, die Analphabetenrate ist hoch. Zu den sieben Universitäten des Landes zählt allerdings auch die Ahfad-Universität für Frauen in Omdurman, der größten Stadt des Landes.
Politik
Der Präsident der Republik Sudan ist Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Regierungschef. Das Parlament hat zwei Kammern. Das islamische Recht wird nur im Norden angewandt.
Der Staatsführer General Omar Hassan Al Bashir kam 1989 mithilfe des Militärs an die Macht und wurde zuletzt durch Wahlen im Jahr 2000 im Präsidentenamt bestätigt. In der Region Darfur kam es 2003 zu schweren Auseinandersetzungen und Menschenrechtsverletzungen, die Hunderttausende in die Flucht trieben. Der UN-Sicherheitsrat entsandte 2007 eine Friedenstruppe. Gegen Bashir liegt seit 2009 ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs wegen Kriegsverbrechen vor.
Die autonome Region Südsudan wurde 2005 gebildet. In ihren zehn Bundesstaaten leben etwa 5,6 Millionen Einwohner. Zwischen dem 9. und 15. Januar stimmen die Südsudanesen über einen eigenen Staat ab. Das Referendum ist Bestandteil des Friedensabkommens von 2005, mit dem der 22 Jahre dauernde Bürgerkrieg gegen die Zentralregierung in Khartum beendet wurde. Er hatte - mit Unterbrechungen - seit der Unabhängigkeit des Sudan 1956 angedauert und etwa zwei Millionen Menschenleben gefordert.
Der neue Staat würde über vier Fünftel der Ölvorkommen des Sudans verfügen, was einer Studie der Weltbank zufolge die Armut in der Region deutlich verringern könnte. Die Autonomieregierung hat angekündigt, im Fall der Unabhängigkeit in erster Linie Landwirtschaft und Infrastruktur zu fördern.