Der Südsudan auf dem Weg zur Unabhängigkeit
Vom 9. bis 15. Januar stimmt die Bevölkerung des Südsudan über die Bildung eines unabhängigen Staates ab. Das Referendum folgt auf einen langjährigen Konflikt zwischen dem islamisch-arabischen Nordsudan und dem Süden, in dem mehrheitlich Anhänger alter afrikanischer Religionen und Christen leben. Der Konflikt hat historische Wurzeln. Hier die wichtigsten Ereignisse im Überblick.

1955: Gegen Ende der ägyptisch-britischen Kolonialherrschaft über den Sudan erheben sich Südsudanesen gegen die Dominanz des arabisch-islamischen Nordsudans. Anlass waren Maßnahmen der neuen sudanesischen Zentralregierung zur Arabisierung des Südens. Arabisch wurde verpflichtende Landessprache.

1. Januar 1956: Der Sudan wird eine unabhängige Republik.

27. März 1972: Abkommen zur Beendigung des Krieges im Südsudan.

1983: Anfang Juni beginnt die "Sudanesische Volksbefreiungsbewegung" (SPLM) im Südsudan einen neuen Krieg gegen die Zentralregierung in Khartum. Ein Grund ist die landesweite Einführung der islamischen Rechtsprechung, der Scharia.

30. Juni 1989: Durch einen Militärputsch übernimmt General Omar Hassan al-Baschir die Macht, der eine Islamisierungspolitik betreibt. 1996, 2000 und 2010 lässt er sich durch Wahlen im Amt bestätigen.

2003: Beginn des Bürgerkriegs in der westsudanesischen Region Darfur zwischen Rebellen, Armee und regierungstreuen Milizen.

9. Januar 2005: Abschluss eines Friedensvertrags zur Beendigung des Bürgerkriegs im Südsudan zwischen der Regierung und der SPLM. Im Krieg starben mehr als zwei Millionen Menschen. Laut Friedensvertrag soll sechs Jahre später ein Referendum über die Unabhängigkeit des Südsudans stattfinden.

9. Juli 2005: Im Sudan tritt eine Übergangsverfassung in Kraft. SPLM-Chef John Garang wird sudanesischer Vizepräsident und Präsident des teilautonomen Südsudans.

30. Juli 2005: Garang stirbt durch einen Hubschrauberabsturz. Als Ursache gilt ein Pilotenfehler. Salva Kiir übernimmt seine Ämter.

5. Dezember 2005: Die Verfassung des Südsudans tritt in Kraft. Der Süden erhält eine Teilautonomie.

Ab März 2008: Milizen des Nord- und des Südsudans kämpfen um das erdölreiche Abyei-Gebiet.

4. März 2009: Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag erlässt einen internationalen Haftbefehl gegen Al-Baschir wegen Kriegsverbrechen in Darfur.

22. Juli 2009: Das internationale Schiedsgericht in Den Haag entscheidet, dass die Kerngebiete Abyeis zum Südsudan gehören, während der Nordsudan Zugriff auf wichtige Ölfelder erhält. Beide Seiten akzeptieren den Spruch. Jedoch sollen die Bewohner Abyeis in Zukunft bei einem eigenen Referendum entscheiden, zu welchem Landesteil sie gehören wollen.

11. bis 15. April 2010: Al-Baschir wird im Amt bestätigt. Zudem werden im Sudan Parlamente, Bürgermeister und andere Funktionsträger gewählt.

Ende April 2010: Erneute militärische Zusammenstöße im Südsudan und in Darfur.

9. bis 15. Januar 2011: Referendum über die Abspaltung des Südsudans.

epd