Berlin steht damit 2011 nach dem Papstbesuch Ende September ein zweites großes kirchliches Ereignis bevor.Auf Einladung von Senat und Kirchen werden mehrere zehntausend Jugendliche zum 34. Europäischen Jugendtreffen der französischen Kommunität von Taizé in die Bundeshauptstadt reisen. Die Begegnung vom 28. Dezember 2011 bis 1. Januar 2012 steht unter dem Motto "Wege des Vertrauens".
Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) versprach, alles für einen würdigen und angemessenen Ablauf der Veranstaltung zu unternehmen. Der evangelische Bischof Markus Dröge hob die Möglichkeit hervor, dass sich die Berliner "von der Glaubensfreude der Jugendlichen anstecken" lassen könnten. Sein katholischer Amtskollege, Kardinal Georg Sterzinsky, gab sich überzeugt, dass das Treffen nicht nur für Gemeinden, sondern auch für viele der Kirche fernstehende Menschen eine große Freude darstelle.
Auf 200 Kirchengemeinden verteilt
Die erwarteten rund 30.000 Jugendlichen kommen dem Senat zufolge aus allen Ländern Europas. Schwerpunkte seien Osteuropa (Balkan, Polen, Ukraine), aber auch Süd- und Westeuropa (Italien, Frankreich, England). Die meist mit Schlafsack anreisenden Gäste sollen am Ankunftstag auf mehr als 200 Kirchengemeinden verteilt und in Privatquartieren untergebracht werden. Während des Treffens bestimmen Gebete, themenbezogene Veranstaltungen, gemeinsame Essen und das Zusammenleben in der Gemeinde den Tagesablauf der Gäste. An den Nachmittagen sind auch zentrale Veranstaltungen in den Messehallen geplant.
In Rotterdam hatten rund 30.000 Jugendliche aus ganz Europa ein "Fest der Völker" in rund 150 Kirchen der niederländischen Hafenstadt gefeiert. Am Samstagmorgen nahmen Gastfamilien und Kirchengemeinden in zahlreichen Gottesdiensten Abschied von den Teilnehmern. Die Begegnung habe im Zeichen von "Freude, Mitleid und Vergebung" gestanden, sagte der Leiter der Gemeinschaft, Bruder Alois, zum Abschluss. Der deutsche Geistliche rief die Jugendlichen auf, die Botschaft von Frieden und Versöhnung in ihren Ländern zu verbreiten: "Europa braucht Vergebung, um weiter zu wachsen."
"Pilgerreise des Vertrauens"
Auch im neuen Jahr werde die ökumenische Gemeinschaft die "Pilgerreise des Vertrauens" fortsetzen, kündigte Bruder Alois an. "Gerade in einer Zeit, in der ökonomische Probleme immer fühlbarer werden, ist die Förderung des Vertrauens zwischen den Völkern und innerhalb nationaler Gesellschaften dringend notwendig." Vier Tage lang hatten die Jugendlichen in Rotterdam gemeinsam gebetet, gesungen, meditiert und an zahlreichen Workshops teilgenmommen. Zu den rund 30.000 Jugendlichen aus 25 Ländern gehörten rund 10.000 Niederländer und zahlreiche Osteuropäer: Aus Polen nahmen 6.000, aus Russland 250 und aus Litauen 600 Jugendliche teil. Das nächste europäische Jugendtreffen der Kommunität findet vom 28. Dezember 2011 bis 1. Januar 2012 in Berlin statt.
Seit 1978 organisiert die ökumenische Mönchsgemeinschaft von Taizé jeweils zum Jahreswechsel ein Jugendtreffen in einer europäischen Großstadt. In Deutschland war es bislang in Köln, München, Stuttgart und zuletzt 2003 in Hamburg zu Gast. Das jetzt zu Ende gegangene Treffen war das erste in den Niederlanden. Politiker und Kirchenvertreter hatten Grußbotschaften an die Teilnehmer geschickt, darunter auch Papst Benedikt XVI. "Möge Euch Gott mit den Brüdern von Taizé zu den Quellen des Friedens geleiten", hieß es in dem Schreiben des Papstes.
Die ökumenische Gemeinschaft wurde während des Zweiten Weltkrieges von dem Schweizer reformierten Theologen Roger Schutz gegründet, um "die Zerrissenheit unter den Christen und die Konflikte in der Menschheit" zu überwinden. Dazu zog sich Schutz 1940 in das kleine Dorf Taizé bei Cluny im Burgund zurück. Frère Roger wurde 2005 von einer geistig verwirrten Frau während des Abendgebetes in Taizé erstochen. Die Kommunität wurde international vor allem durch meditative Lieder bekannt. Jedes Jahr reisen über 100.000 Jugendliche aus aller Welt in das französische Dorf, um dort einige Zeit zu verbringen. Heute leben in der ökumenischen Gemeinschaft mehr als 100 Brüder aus rund 25 Ländern.