Mindestens 21 Tote bei Anschlag auf Kirche in Ägypten
Sie waren Christen, die mit einer Messe friedlich das neue Jahr begehen wollten. Doch Terroristen richteten bei dem Gottesdienst ein Blutbad an. Dutzende starben oder wurden schwer verletzt. Bei einem Anschlag mit einer Autobombe auf eine christliche Kirche sind am Samstag in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria mindestens 21 Menschen getötet worden. Politiker und Kirchenvertreter äußerten sich bestürzt über das Attentat. "Mein Mitgefühl und mein Gebet gelten den Hinterbliebenen der Opfer", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Mindestens 43 weitere wurden nach offiziellen Angaben verletzt. Darunter seien auch muslimische Passanten gewesen, hieß es. Der Gouverneur von Alexandria, Adel Labib, sagte dem staatlichen Fernsehen, das Gebiet um den Anschlagsort sei abgesperrt worden. Die Suche nach den Attentätern laufe auf Hochtouren. Die Verletzten seien in Krankenhäuser gebracht worden.

Sprengsatz in Auto versteckt

Die Terroristen schlugen etwa 20 Minuten nach Mitternacht zu, als die koptischen Christen eine Neujahrsmesse feierten. Der Sprengsatz war in einem Auto vor der Kirche versteckt gewesen. Die Terroristen hätten etwa 100 Kilogramm Sprengstoff benutzt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Sicherheitskreisen.

Kürzlich hatte eine Gruppe mit Verbindungen zum islamischen Terrornetzwerk Al Kaida den Christen im ganzen Nahen Osten mit Anschlägen gedroht. Die Organisation wirft den Kopten vor, zwei zum Christentum konvertierte Frauen als "Geiseln" zu halten.

Präsident mahnt zur Ruhe

Wütende Christen bewarfen nach dem Anschlag eine Moschee in der Nähe mit Steinen. Die Polizei trieb die Menge auseinander. Präsident Husni Mubarak rief alle Ägypter, ob Christen oder Muslime, auf, sich gemeinsam dem Terrorismus und allen zu widersetzen, die die Sicherheit und Einheit des Landes bedrohten.

Nur etwa zehn Prozent der Ägypter sind Christen. Im Januar hatten muslimische Fanatiker vor einer Kirche in Oberägypten acht koptische Christen und einen muslimischen Polizisten erschossen. Im November kam es zu Zusammenstößen, als Christen gegen einen Baustopp für eine Kirche in einer Vorstadt von Kairo protestierten. Ein Christ kam ums Leben, mehrere Menschen wurden verletzt. Dutzende wurden festgenommen.

Schneider sagte, er hoffe sehr, dass dieser Anschlag keine weitere Gewalt nach sich ziehe: "Denn 2011 darf kein 'Jahr der Christenverfolgung' werden." Christen wie Muslime könnten den Willen Gottes nur erfüllen, wenn sie gemeinsam für den Frieden in der Welt wirkten, mahnte der EKD-Ratsvorsitzende. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte den Terrorakt. Er erklärte in Berlin: "Wir trauern mit den Angehörigen und Freunden der Toten und wünschen den Verletzten baldige Genesung." Das zynische Vorgehen der Attentäter zeige, wie notwendig es sei, entschlossen gegen Terrorismus und religiöse Intoleranz vorzugehen.

"2011 darf kein Jahr der Christenverfolgung werden"

Der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, sprach von einem "menschenverachtenden Anschlag", der von Christen und Muslimen gleichermaßen verurteilt werden müsse. Ägyptische Regierungsvertreter müssten aktiv für die Religionsfreiheit Partei ergreifen und Anfeindungen religiöser Minderheiten im Namen des Islam zurückweisen.

Papst Benedikt XVI. forderte beim Angelusgebet in Rom die Achtung der Religionsfreiheit insbesondere für Christen. Religionsfreiheit sei der "vorrangige Weg für den Aufbau des Friedens", sagte er zum Weltfriedenstag, den die katholische Kirche jährlich am 1. Januar begeht. Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert seit dem ersten Jahrhundert nach Christus und gehört damit zu den ältesten Kirchen der Welt. In Ägypten sind nach Schätzungen zwischen fünf und acht Millionen der rund 75 Millionen Einwohner Kopten.

dpa/epd