Umweltministerium: "Mehr Ethanol - mehr Klimaschutz"
Umweltschutz im Straßenverkehr: Damit weniger Erdöl verbraucht und weniger CO2 in die Luft geblasen wird, will die EU mehr "Bio" im Benzin. Der Anteil an pflanzlich gewonnenem Kraftstoff wird dieses Jahr auch in Deutschland erhöht. Thomas Hagbeck, Sprecher des Bundesumweltministeriums, verteidigt das neue Superbenzin E10.
30.12.2010
Die Fragen stellte Anne Kampf

Ist der neue Sprit "E10" wirklich umweltfreundlich?

Thomas Hagbeck: Ja, denn mehr Bioethanol im Benzin bedeutet: weniger Erdöl verbraucht, mehr für den Klimaschutz getan. Es gibt aber eine Einschränkung. Wirklich positiv für die Umwelt ist der höhere Biospritanteil nur, wenn der nachwachsende Rohstoff nachhaltig erzeugt ist. Die EU und die Bundesregierung haben dafür Kriterien festgelegt, die ab 1. Januar 2011 gelten und noch weiter verschärft werden sollen. Das ist uns sehr wichtig, denn es gibt berechtigte Kritik am Anbau von Biomasse zur Energiegewinnung. Ich denke an Verdrängungseffekte - Energie gegen Nahrung, oder Ackerflächen gegen Ökosysteme - und auch die CO2-Bilanz beim Anbau muss stimmen.

Aus welchen Pflanzen wird Ethanol gewonnen?

Hagbeck: Für die Herstellung von Bioethanol sind eine ganze Reihe von Pflanzen geeignet, zum Beispiel Weizen, Roggen, Zuckerrüben und Holz.

In welchen Ländern und auf welchen Flächen wachsen diese Pflanzen?

Hagbeck: Solche Nutzpflanzen werden in Deutschland, aber auch in vielen anderen Regionen der Welt angebaut. Grundsätzlich sind es Flächen, auf denen Ackerbau betrieben wird.

Werden für den Anbau Torfflächen verwendet? Wird Wald gerodet?

Hagbeck: Das ist in der Vergangenheit - ich spreche jetzt von Biomasse allgemein - leider vorgekommen, und das ist ein Problem. Die Nachhaltigkeitskriterien und ein Zertifizierungssystem sollen dafür sorgen, dass dies in Zukunft nicht geschieht, ganz einfach, weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt. Die Mineralölgesellschaften können sich Biokraftstoffe nur dann anrechnen lassen, wenn sie umweltgerecht hergestellt worden sind. Wenn also für die Biomasse keine Moore trockengelegt und Urwälder in den Tropen abgeholzt wurden. Hier muss man ganz genau hinschauen und auch gegensteuern, wenn die vorhandenen Vorsichtsmaßnahmen nicht greifen sollten.

Konkurriert der Anbau von Energiepflanzen mit dem Anbau von Nahrungsmitteln?

Hagbeck: In manchen Regionen kann das vorkommen, ja. Aus Umweltsicht ist es bedenklich, wenn Ackerflächen umgewandelt werden für die Biomassenutzung, und dafür dann für die Nahrungsmittelherstellung Wälder abgeholzt werden. Diese indirekten Landnutzungsänderungen, wie das die Fachleute nennen, machen uns in der Tat zu schaffen, und hier müssen die Richtlinien noch viel schärfer werden. Es ist immer ein Gratwanderung: 100 Prozent ökologisch zu sein, das ist nur sehr selten zu schaffen. Bei Bioethanol jedenfals überwiegen aus meiner Sicht die Vorteile für die Umwelt.


Thomas Hagbeck ist Pressesprecher im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.