Kardinal Meisner hat die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) mit dem biblischen Kindermord von Bethlehem verglichen. König Herodes habe im Matthäus- Evangelium eine Selektion nach ganz bestimmten Kriterien vorgenommen, genau dies täten heute die PID-Befürworter. "Gewiss, es ist politisch unkorrekt, diesen Vergleich zu ziehen, weil die Befürworter von PID um ihre Entscheidung gerungen haben. Aber bei allem Ringen: Diese Entscheidung ist falsch", sagte Meisner am Dienstag in seiner Predigt zum Fest der Unschuldigen Kinder im Kölner Dom.
Herodes ließ laut Evangelium sicherheitshalber alle Jungen aus Bethlehem im Alter von bis zu zwei Jahren töten, weil er den neugeborenen Jesus als potenziellen Konkurrenten betrachtete. "Die Kriterien des Herodes waren: Ort, Alter, Geschlecht, Stand der Forschung", sagte Meisner nach vorab verbreitetem Predigttext. "Die Befürworter der PID haben auch ihre Kriterien, und sie machen sich auch den Stand der Forschung zunutze."
"Hier gibt es keinen Kompromiss"
Bei der Präimplantationsdiagnostik werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen außerhalb des Mutterleibs auf Erbkrankheiten untersucht. So sollen Fehl- und Totgeburten oder Geburten kranker oder behinderter Kinder vermieden werden. Aussortierte Embryonen sterben ab.
Meisner forderte ein striktes Verbot von Gentests an im Reagenzglas erzeugten Embryonen. "Präimplantationsdiagnostik zieht immer Selektion und Tötung nach sich", sagte er laut Redetext: "Hier gibt es keinen Mittelweg, keinen Kompromiss." Menschliches Leben beginne mit dem Zeitpunkt der Befruchtung der Eizelle, unterstrich der Kardinal: "Es gibt keine Würde zum Verramschen, zum Menschenschlussverkauf."
"Lawinenartig weitere Lockerung zu befürchten"
Der Kardinal betonte, dass die menschliche Würde unabhängig von Krankheiten und Behinderungen sei und auch unabhängig vom Alter. Der Mensch unterscheide sich vom Tier dadurch, dass er Person sei. Diese Personalität gelte zum Beispiel auch für schwer geistig Behinderte.
Wer Präimplantationsdiagnostik (PID) zulasse, sage Nein zum Leben und damit Nein zum Schöpfer und zu Gott selbst, sagte Meisner. In der Folge sei "gleichsam lawinenartig eine weitere Lockerung des Lebensschutzes" zu befürchten. So habe etwa Bundesärztekammerpräsident Jörg-Dietrich Hoppe bereits eine Liberalisierung des ärztlichen Berufsrechts bei der assistierten Selbsttötung angekündigt.
Das Argument von PID-Befürwortern, mit der Selektion der Embryos vor der Einpflanzung in die Gebärmutter spätere Abtreibungen zu verhindern, nannte der Kölner Erzbischof absurd: "Hier wird der eine Tötungszeitpunkt gegen den anderen ins Feld geführt."