Die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts in Hessen droht zu scheitern. Das Integrationsministerium habe trotz fast zweijähriger Suche keinen islamischen Ansprechpartner gefunden, sagte der stellvertretende Sprecher René Brosius-Linke am Montag in Wiesbaden. Bisher liege Landesminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) kein Antrag einer islamischen Religionsgemeinschaft vor.
Hahn werde erneut auf islamische Verbände zugehen, sagte der Sprecher. Sollte in den kommenden Wochen jedoch kein Partner gefunden werden, werde statt eines Religionsunterrichts eine verpflichtende islamische Religionskunde an den hessischen Schulen eingeführt. Spätestens im Februar nächsten Jahres wolle der Minister eine Entscheidung treffen. In Hessen gibt es nach Schätzung des Kultusministeriums rund 60.000 islamische Schüler.
Islamkunde statt Religionsunterricht?
Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte bei ihrem Antritt im Frühjahr 2009 die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts zu einem wichtigen Ziel erklärt. Alle Fraktionen im Landtag forderten die Regierung dazu auf. Mittlerweile haben mehrere Sitzungen des "Runden Tisches zur Einführung eines islamischen Religionsunterrichts" stattgefunden.
Dieses Gremium unter Beteiligung des hessischen Kultusministeriums beschloss im vergangenen Mai, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die einen Lehrplan für die Grundschule erarbeiten soll. Die Erarbeitung sei noch nicht abgeschlossen, teilte das Ministerium auf Anfrage mit.
Für den Fall, dass kein islamischer Ansprechpartner gefunden wird, hatten CDU und FDP bereits in ihrer Koalitionsvereinbarung festgelegt, dass im Fach Ethik eine "religionskundliche Unterweisung in islamischer Religion" eingeführt werden soll. Religionsunterricht ist nach dem Grundgesetz (Art. 7) ein "ordentliches Lehrfach" und soll "in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften" erteilt werden. Daher sucht die Landesregierung einen islamischen Partner, ähnlich wie es die Kirchen auf christlicher Seite sind.