Kirchen rufen zum Frieden auf
Die Kirchen haben an Weihnachten zum Schutz des Lebens und zum Frieden in der Welt aufgerufen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, warnte in Freiburg davor, Gentests an Embryonen zuzulassen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte, die Erfahrung von Weihnachten ermutige Menschen, nicht zu verzweifeln und sich für eine bessere und friedlichere Welt einzusetzen.

Wer auf Gott schaue, erhalte Kraft und Orientierung für das eigene Handeln - auch angesichts von Tod, Krankheit, Kriegen und Umweltproblemen, betonte Schneider. "Gerade wenn sich die Menschen ihrer Weltverantwortung stellen, werden sie sich ihrer Begrenztheit bewusst", sagte der rheinische Präses in einem Weihnachtsgottesdienst in Wuppertal.

Zollitsch, der evangelische bayerische Landesbischof Johannes Friedrich und weitere Bischöfe warnten vor der umstrittenen Präimplantationsdiagnostik (PID). Es bestehe die "Gefahr eines Dammbruchs, wenn sich der Mensch zum Herrn über andere Menschen macht und bestimmt, welches Leben sich entwickeln darf und welches nicht", sagte Zollitsch zur möglichen Selektion und Tötung von Embryonen mit Behinderungen oder Erbkrankheiten im Reagenzglas. Durch PID würde die Gesellschaft "nicht glücklicher, aber weniger menschlich."

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Friedrich, sagte in München, das Leben, das mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle beginne, sei ein Geschenk Gottes und keine Verfügungsmasse der Menschen. Diese dürften sich niemals anmaßen, zwischen "lebenswert" und "lebensunwert" zu unterscheiden und menschlichem Leben das Lebensrecht abzusprechen.

Verbot der PID gefordert

Der Fuldaer katholische Bischof Heinz Josef Algermissen verurteilte die PID als "moralisch verwerflich". "Keine Therapie, und sei sie noch so fantastisch, kann es rechtfertigen, einen Menschen im vorgeburtlichen Zustand zu töten", sagte er. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck verlangte an Heiligabend ein Verbot der PID. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx forderte bei der Christmette im Liebfrauendom ebenfalls den konsequenten Schutz menschlichen Lebens.

In vielen Weihnachtsgottesdiensten wurde für den Frieden gebetet. Der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann mahnte eine breite gesellschaftliche Friedensdebatte an. Wer die Realität leugne und sich ins stille Kämmerlein zurückziehe, handle "nicht im Sinne Jesu Christi", sagte Dutzmann in Detmold und rief zur Übernahme von Verantwortung sowohl für den sozialen Frieden im eigenen Land als auch für den Weltfrieden auf. Dabei erinnerte er besonders an Afghanistan.

Der EKD-Ratsvorsitzende Schneider hatte zuvor in mehreren Interviews konkrete Pläne zum Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan angemahnt. Erste Aufgabe müsse es sein, die Verantwortung für die Sicherheit im Land an die Afghanen abzugeben: "Wir sind jetzt zehn Jahre in Afghanistan, wir werden da Stück für Stück zu Besatzern", sagte er in einem an Heiligabend ausgestrahlten Interview des Radiosenders SWR2.

Der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, mahnte einen gerechten Frieden an. In Afghanistan und im Irak sei ein Ende des Krieges nicht in Sicht, Anschlägen von Terroristen sei mit Waffengewalt kaum zu begegnen, sagte der Theologe am Sonntag in Aurich.

Achtung der Menschenrechte

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner rief zur stärkeren Achtung der Menschenrechte auf. Vergehen gegen die Menschenrechte seien auch eine Sünde gegenüber Gott, sagte er in der Mitternachts-Christmette.

Die Botschaft von der Geburt Jesu Christi als Fest der Liebe und der Solidarität hatte an Heiligabend im Mittelpunkt vieler Predigten gestanden. "Glaube, Hoffnung und Liebe sollen und können unser Leben bestimmen", sagte Präses Schneider in der Düsseldorfer Johanneskirche. Erzbischof Zollitsch sagte in einer Videobotschaft: "Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht: Das ist die Botschaft von Weihnachten."

Mehrere katholische Bischöfe räumten in ihren Weihnachtspredigten erneut die Mitschuld ihrer Kirche bei dem Skandal um sexuellen Missbrauch an Kindern ein. Die katholische Kirche habe in diesem Jahr erlebt, "wie dunkel, wie schmerzlich und wie abstoßend die Aufdeckung der Wahrheit über Situationen und Menschen sein kann", sagte der katholische Missbrauchsbeauftragte und Bischof von Trier, Stephan Ackermann.

epd