Schnee und Eis: Schnellzüge und Autos stecken fest
Deutschland im Rutschtest: Extremes Winterwetter hat in der Nacht zu Heiligabend vor allem im Norden Deutschlands den Bahn- und Autoverkehr lahmgelegt. Selbst die Weihnachtspost wurde teils von Schnee und Eis ausgebremst.
24.12.2010
Von Klaus Peters

Neue Schneemassen und Glatteis haben in der Nacht zu Heiligabend den Verkehr in Teilen Deutschlands zeitweise zum Erliegen gebracht. Autofahrer in Niedersachsen kamen auf vereisten Autobahnen nur im Schritttempo voran. Spiegelglatte Fahrbahnen sorgten auch in anderen Bundesländern für Unfälle mit mehreren Toten. Die Bahn musste die Strecken zwischen Berlin und Hannover sowie zwischen Hamburg und Hannover stundenlang sperren. Hunderte Passagiere saßen auf freier Strecke in Schnellzügen fest.

Der Düsseldorfer Flughafen stellte wegen des heftigen Schneefalls seinen Betrieb bis zum späten Vormittag ein. Am Mittag sollten die Flieger wieder starten können, teilte der Airport am Freitag mit.

Rat: auf Autofahrten verzichten

Bereits seit Donnerstagabend mussten hunderte Menschen in Sachsen-Anhalt ohne Strom auskommen. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, waren im Altmarkkreis Salzwedel 80 Gemeinden von der Stromversorgung abgeschnitten. Bäume, die unter der Schneelast zusammenbrachen, und herabfallende Äste hätten Oberleitungen heruntergerissen, sagte ein Polizeisprecher. Reparaturtrupps versuchten, die Probleme zu beheben. Es sei aber noch nicht absehbar, wann der Strom wieder fließt, sagte eine Sprecherin des Energieversorgers Avacon.

Auf wichtigen Fernstraßen Niedersachsens ging in der Nacht zeitweise gar nichts mehr. Die Autobahnen 1, 2 und 7 verwandelten sich in spiegelglatte Rutschflächen. Tausende Autofahrer mussten kurz vor Weihnachten eine Geduldsprobe über sich ergehen lassen: Sie konnten nur vorankriechen - wenn es überhaupt vorwärtsging. Die Verkehrsmanagement-Zentrale warnte: "Eine heraufziehende Schlechtwetterfront wird die Situation in den nächsten Stunden weiter verschärfen." Die Behörde empfahl für Niedersachsen, auf Fahrten mit dem Auto zu verzichten. Wer noch unterwegs sei, solle "die Fahrt unterbrechen und Rastplätze anfahren".

Blitzeis und umgestürzte Bäume

An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren Straßen wegen starker Schneeverwehungen gesperrt. Blitzeis und Schnee machten am Freitagmorgen auch in Teilen von Rheinland-Pfalz und Bayern die Straßen zu Rutschbahnen.

Vereiste Oberleitungen und umgestürzte Bäume hatten am frühen Freitagmorgen den Bahnverkehr auf den Linien Hannover-Berlin sowie Hannover-Hamburg unterbrochen. Rund 700 Passagiere saßen stundenlang in fünf Schnellzügen auf freier Strecke in Sachsen-Anhalt fest. Dann konnten die Züge mit Dieselloks fortgeschleppt werden oder schafften es wieder aus eigener Kraft, teilte die Bahn mit.

Die private Nordwestbahn musste ihren Betrieb auf einer Strecke zwischen Wilhelmshaven und Esens in Niedersachsen wegen der chaotischen Witterungsbedingungen einstellen. Schnee und Eis führten am Morgen auch in Mecklenburg-Vorpommern zu Verspätungen im Zugverkehr.

Stillstand auch im Nahverkehr

Das extreme Winterwetter brachte vielerorts den öffentlichen Nahverkehr ebenfalls zum Erliegen. Die Straßenbahnen in Düsseldorf und im niedersächsischen Braunschweig stellten am Freitagmorgen ihren Betrieb ein. Nach Angaben der Polizei waren die Oberleitungen an den Strecken so stark vereist, dass die Trambahnen nicht mehr fahren konnten.

Die Braunschweiger Verkehrs AG habe einen Busersatzverkehr eingesetzt, um die Fahrgäste an ihre Zielorte zu bringen. Wie lange die Straßenbahnen nicht fahren, war zunächst nicht klar.

Der heftige Schneefall bremste auch den Weihnachtsmann aus: Vielerorts konnten Briefe und Pakete nicht ausgeliefert werden. "Unsere Leute stellen überall da zu, wo es menschenmöglich ist", sagte ein Sprecher der Deutschen Post am Freitag in Düsseldorf. Orte und Stadtteile, die nicht geräumt oder gestreut sind, könne man jedoch nicht versorgen. "Dann kann es sein, dass der heiß ersehnte Weihnachtsgruß erst nach dem Fest ankommt." Die Entscheidung liegebei den Boten vor Ort.

dpa