Krach in Duisburg um das geplante Loveparade-Mahnmal
Das geplante Mahnmal für die Loveparade-Opfer von Künstler Jürgen Meister sollte ein Ort für Trost und Trauer werden. Jetzt löst es bei den Angehörigen Wut aus: Denn der Künster hatte sein Motiv nicht selbst ausgedacht, sondern aus dem Internet heruntergelanden.
22.12.2010
Von Andreas Sträter

Es sollte ein Mahnmal mit Symbolcharakter werden. Mit einer Stahl-Skulptur wollte die "Initiative Spendentrauermarsch" an die Opfer der Loveparade erinnern - und dann das: Künstler Jürgen Meister (57) aus Grevenbroich hat die Vorlage für seinen Entwurf einfach aus dem Internet heruntergeladen und das der Jury im Gestaltungswettbewerb verschwiegen. Am Mittwoch bekam er dafür die Quittung: Die Initiative, zu der unter anderem Wohltätigkeits- und Sportvereine sowie Angehörige gehören, will nicht weiter mit ihm zusammen arbeiten.

"Die Vertreter der Angehörigen der Opfer der Loveparade fühlten sich getäuscht und waren emotional tief getroffen über die Verwendung eines Motivs, das für einen anderen Zweck geschaffen wurde", sagte Hermann Kewitz (48), Sprecher der Initiative, am Mittwoch in Duisburg nach einer Krisensitzung.

Meister hatte gegen 38 Mitbewerber gewonnen

Für Meisters aus einer Stahlbramme gefräste Gedenkstele hatte sich eine Jury im Gestaltungswettbewerb einstimmig entschieden. Der Künstler, der bisher vor allem mit Einzelausstellungen als Bildhauer am Niederrhein in Erscheinung getreten war, hatte damit 38 Mitbewerber aus dem Feld geschlagen. Für das Mahnmal hatte die "Initiative Spendentrauermarsch" im August 26 200 Euro gesammelt.

Meisters Entwurf zeigt eine tanzende Menschenmasse, die Hände jubelnd in den Himmel gestreckt. Auf den zweiten Blick vermittelt der Griff der Hände gen Himmel aber auch die Verzweiflung der Opfer: Sie flehen um Hilfe. In den Stahl sollten dem Entwurf zufolge die Namen der 21 Getöteten gefräst werden. Angehörige hätten sich ausdrücklich dafür ausgesprochen, sagte Kewitz.

Die Schwarzweiß-Vorlage für seinen Entwurf hat Meister auf der Online-Fotoplattform "Fotolia" gekauft. Die Kosten hierfür: etwa 75 Cent. "Aus diesen fotografischen Vorlagen habe ich durch Bearbeitung, Ergänzung, Löschung und weitere Veränderungen meine Idee einer Silhouette entwickelt", sagte Meister der "Bild-Zeitung". Am Mittwoch war Meister für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

"Die Nutzung unserer Bilder für künstlerische Zwecke ist generell erlaubt. Was der Künstler machen wollte, wäre für uns okay", sagte "Fotolia"-Sprecher Murat Erimel am Mittwoch in Berlin. Meister habe das Bild legal lizenzieren lassen. "Fotolia" ist eine Online- Bildagentur, die etwa elf Millionen Fotos und Grafiken anbietet. Der Preis für ein Bild ist abhängig von der Datengröße des Downloads.
 

dpa