Gutscheine: Das flachste Päckchen unterm Christbaum
Sie sind klein, bunt und praktisch. Immer mehr Deutsche schenken zu Weihnachten eine Gutscheinkarte aus Plastik. Vor allem diejenigen, die erst in letzter Minute auf Geschenksuche gehen, schätzen das Angebot.
21.12.2010
Von Maren Martell

Nicht nur die große Spielzeugeisenbahn oder die digitale Spiegelreflexkamera landet unterm Weihnachtsbaum. Die Deutschen verschenken immer lieber auch kleine, bunt bedruckte Gutscheinkärtchen. Jüngsten Studien zufolge wird in diesem Jahr jedes zweite Geschenk am Heiligabend eine dieser Plastikkarten sein. Viele scheuen das Risiko, das Falsche ausgesucht zu haben. Bei Gutscheinen kann der Beschenkte selber entscheiden. Für die Unternehmen ist es ein zusätzliches Geschäft, wenn nach dem Fest die Menschen die Läden stürmen, um ihre Karten einzulösen. Dann wird häufig noch über den Gutscheinwert hinaus gekauft.

"Gutscheine sind nicht nur praktisch, schnell und einfach zu besorgen, sondern auch die Garantie, am Heiligabend auf jeden Fall das richtige Geschenk zu haben", betont Christian Lindner, Vorstand des Geschenkkartenvertriebs Retailo. An Tankstellen, in Banken, Supermärkten, Blumenläden, an Kiosken und Lotto-Annahmestellen können die Karten erworben werden - mittlerweile gibt es bundesweit rund 20.500 Vertriebsstationen. Verkauft werden die Plastikcoupons von Unternehmen wie Douglas, iTunes, C&A, Ikea, Otto und WMF.

Risiko wird minimiert

Seit April 2008 betreibt Retailo diesen Service und spricht von einem "anhaltend steigenden Trend". Statt zu Ikea am Rande der Stadt zu fahren, kauften viele lieber einen um einen bestimmten Geldbetrag aufgeladenen Gutschein des schwedischen Möbelhauses an der Tankstelle. "Und nicht nur die hippe Oma kann ihrem Enkelkind eine iTunes-Karte schenken, dieser kann sie im Gegenzug auch mit einem Gutschein von Otto erfreuen", heißt es aus dem Kölner Unternehmen.

Viele schätzten die Gutscheine, weil es sie von der Verantwortung entlastet, das Richtige zu kaufen. "Das Risiko wird minimiert", sagt Wolfgang Adlwarth vom Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK. "Unsere Kunden nutzen die Karten vor allem, um Beträge für große Anschaffungen wie eine komplette Küchenausstattung oder ein neues Geschirr zu verschenken", berichtet Ikea-Sprecher Kai Hartmann. "Eine gute Möglichkeit, um ein relativ großes Geschenk unter dem Weihnachtsbaum zu platzieren." Ikea werbe daher auch mit dem "flachsten Paket, das wir je hatten". Ein Vorteil der Karten sei zudem, dass sie nicht auf ein konkretes Produkt bezogen seien.

Von einem seit Jahren steigenden Geschäft mit Gutscheinen berichtet auch die Textilkette C&A, ohne Zahlen zu nennen. "Gab es sie früher nur in Papierform, haben die Plastikkarten heute den Vorteil, immer wieder aufgeladen zu werden", betont Sprecher Thorsten Rolfes. Außerdem muss der daraufgeladene Geldbetrag nicht auf einmal ausgeben werden. Gerade bei Bekleidung schätzten die Kunden diese Möglichkeit, wenn sie sich beispielsweise nicht sicher sind, welche Konfektionsgröße der zu Beschenkende hat. "Und nach Weihnachten generieren die Karten noch zusätzlichen Umsatz."

Verbraucherschützer raten: Gutscheine bald einlösen

Eine Vielzahl von Gutscheinangeboten findet sich auch im Internet. Gutscheine werden zunehmend auch für ein schönes Erlebnis wie Wildwasserfahren, Bergsteigen oder Drachenfliegen gekauft, geht aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hervor. Vor allem junge Frauen fänden es toll, einen Gutschein zu verschenken, der die Interessen des Liebsten treffe. Allein für solche Erlebniscoupons geben die Deutschen schätzungsweise eine Viertelmilliarde Euro pro Jahr aus.

Verbraucherschützer raten dazu, Gutscheine nicht zu lange in der Schublade liegen zu lassen, sondern möglichst zeitnah einzulösen. "Denn es kann ja auch passieren, dass es das betreffende Unternehmen irgendwann gar nicht mehr gibt", betont Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Üblicherweise sind die Karten drei Jahre gültig. Schwierig sei es auch, wenn der Beschenkte mit seinem Gutschein in dem jeweiligen Laden überhaupt nichts findet. "Dann gibt es auch kein Geld zurück".

dpa