Kirchenvertreter kritisieren Filme zu Weihnachten
Kirchenvertreter haben die Programmverantwortlichen der Fernsehsender aufgerufen, sich um ein beschaulicheres Festtagsprogramm zu bemühen. "Eraser" oder "Stirb langsam" seien unpassend. Programmplaner verteidigen die Filmauswahl: DIe Zuschauer wollten Vertrautes.

Die Kirche erwarte nicht, dass an Weihnachten ausschließlich Gottesdienste und Adventslieder übertragen werden, sagte der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer, dem epd. Es gebe aber auch in diesem Jahr bei einigen Privatsendern wieder Actionfilme wie "Eraser" und "Stirb langsam", die an Weihnachten auch im Spätprogramm unpassend seien. Die internationale Filmproduktion sei so vielfältig, dass während der Festtage auch ohne Probleme ein quotenstarkes Angebot zusammengestellt werden könne, bei dem nicht "Dutzende Menschen mit Maschinengewehrsalven niedergemäht werden".

Der pfälzische Oberkirchenrat Gottfried Müller äußerte sich enttäuscht darüber, dass Weihnachten am ersten Feiertag schon fast aus dem Programm verschwunden sei. Selbst das öffentlich-rechtliche Programm ähnele dem an einem gewöhnlichen Sonntag - inklusive "Tatort", sagte Müller, der auch dem Rundfunkrat des Südwestrundfunks angehört.

ProSiebenSat1: Alternative für Familienväter

Jürgen Hörner, Senior Vice President Programmplanung in der Geschäftsführung der ProSiebenSat.1 TV Deutschland GmbH, verteidigte die Programmplanung von Sat.1. Der Privatsender zeigt wie im vergangenen Jahr an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen im Spätprogramm die "Stirb langsam"-Filme mit Bruce Willis. "Alle Sender zeigen hauptsächlich Familienfilme", sagte Hörner. "Da ist es gut, wenn es auch gelegentlich eine Alternative gibt. Für viele Familienväter ist es eine Entspannung, wenn sie nach der Bescherung, wenn die Kinder im Bett sind, Bruce Willis sehen können. Das ist ja auch schon so etwas wie ein moderner Klassiker."

ARD-Programmdirektor Volker Herres sagte, reine Actionfilme passten nicht in das Weihnachtskonzept des Ersten. Die Zuschauer sehnten sich zwischen Weihnachten und Neujahr offenbar nach Fernsehklassikern wie "Der Kleine Lord". "Es scheint ein Bedürfnis zu sein, Vertrautes zu sehen." An keiner anderen Sendung werde das so deutlich wie an dem 18-minütigen Sketch "Dinner for one" von 1963: "Wenn wir das nicht ausstrahlen würden, dann würden die Leute denken: Dieses Jahr ist Silvester ausgefallen." 

epd