Das Zusammenwirken von verantwortungsbewussten Demonstranten und Polizisten habe viel zu dem weitgehend friedlichen Verlauf der Proteste vor sechs Wochen beigetragen, sagte der evangelische Propst Stephan Wichert-von Holten am Montag dem epd. Im Fazit ihres rund 30-seitigen Berichtes, schreiben die Seelsorger: "Die Friedfertigkeit der allermeisten Demonstranten hat uns beeindruckt." Sie ergänzen: "Die Polizei hat ihr Vorgehen im Großen und Ganzen auf diese Friedfertigkeit eingestellt."
Während des Transportes Anfang November hatten bis zu 50.000 Menschen in der Region demonstriert. Rund 20.000 Polizisten begleiteten den Transport. Es sei deutlich geworden, "dass nicht nur die verfehlte Atompolitik, sondern auch die bürgerferne Haltung der Regierenden sowohl Demonstrierende wie auch die Polizei in diesen Konflikt bringt", der auf Kosten beider ausgetragen werde. Der stellvertretende hannoversche Landesbischof Hans-Hermann Jantzen unterstrich bei der Übergabe des Berichtes: "Es muss ein Signal nach Berlin gehen, dass es so nicht geht." Jantzen hatte die Seelsorger zwei Tage bei ihrem Einsatz begleitet.
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Polizisten agierten unterschiedlich
Die Seelsorger kritisieren, dass sich in Dörfern wie Quickborn Einwohner mehrere Tage lang nicht mehr frei bewegen konnten. "Bei keinem Castor-Transport zuvor schienen die Bewegungsmöglichkeiten in den Dörfern entlang der Strecke so eingeschränkt zu sein." Besorgt äußern sich die Autoren darüber, dass Polizisten zum Teil nach einem mehr als 26-stündigen Einsatz nicht abgelöst werden konnten. Der Transport war durch die anhaltenden Proteste so lange verzögert worden wie nie zuvor.
Ein unterschiedliches Zeugnis stellen die Seelsorger den Polizisten der Bundespolizei und der Polizei der Länder aus. "Da herrscht offenbar ein unterschiedliches Selbstverständnis", sagte Wichert-von Holten. Die Bundespolizei habe ihren Auftrag vor allem darin gesehen, den Transport sicher durchzubringen und die Strecke zu verteidigen. Dadurch habe die Gefahr bestanden, dass sie die Demonstranten vor allem als Gegner wahrnahmen. Die Beamten der Länder seien dagegen geübter und angemessener mit den Demonstranten umgegangen. Sie sähen ihren Auftrag offenbar eher als "rechtsstaatliche Begleiter des Demonstrationsrechtes".