"Engel gehen immer", sagt Maria Mallrich und tritt frierend von einem Bein auf das andere. In ihrem Holzhäuschen auf dem Weihnachtsmarkt haben die Schaustellerin und ihr Mann aus dem pfälzischen Lustadt bei Landau ihr Sortiment ausgebreitet: Weihnachtsmännlein aus Plastik, das Stück für 1,50 Euro, Christbaumkugeln und -sterne in glitzerndem Gold und Rot, die ebenfalls nur ein paar Euro kosten.
Die zehnjährige Madeleine wühlt in einem Schälchen, sucht sich einige putzige Engelsfiguren aus. "Für meine Freundinnen zu Weihnachten", sagt sie. Ihre ältere Schwester Nadja nimmt den handgeschnitzten Heiligen König in die Hand. 110 Euro steht auf dem Preisschild. "Zu teuer!", sagt sie und stellt das Produkt "Made in Italy" wieder zum Krippenensemble mit Jesuskind zurück.
Billig geht bei den Kunden vor
"Hochwertige Qualität lässt sich kaum mehr verkaufen", kommentiert Erich Mallrich. Vor allem aus asiatischer Massenproduktion kommen die Weihnachtsartikel und das Spielzeug, das auf Weihnachtsmärkten, aber auch in Geschenk- und Spielzeugläden in ganz Deutschland angeboten wird. "Das Geld sitzt bei den Leuten nicht mehr so locker", sagt der Händler.
Billig geht bei den Kunden vor, weiß auch sein Kollege, der sein Häuschen auf dem Speyerer Weihnachtsmarkt in Sichtweite des Kaiserdoms aufgebaut hat. Doch dass sich die Kunden vor allem mit günstiger Ware aus China weihnachtlich eindecken können, hat einen hohen Preis, erzählt der Mann aus Oftersheim bei Mannheim.
Immer weniger deutsche Anbieter könnten sich gegen die Konkurrenz aus Asien behaupten, schimpft er. "Die meisten sind schon kaputt, und die wenigen, die es noch gibt, produzieren zu teuer." Auch kunsthandwerkliche Kleinodien aus Osteuropa, etwa handgeschnitzte Holzfiguren aus Tschechien, fänden immer weniger Käufer. Preislich liegen sie deutlich über asiatischen Produkten.
"Eine Qualitätskontrolle ist kaum möglich"
Auf den Fachmessen wie etwa der "Christmas World" in Frankfurt ist alles für eine bunte Weihnacht erhältlich. Armeen von Weihnachtsmännern warten in Reih und Glied auf ihre Abnehmer, daneben die mit Kunstschnee bestäubte Plastiktanne aus dem chinesischen Maschinenwald.
Aus China werden zwei Drittel aller Spielwaren und ein Großteil der Weihnachtsartikel nach Deutschland importiert, sagt Martin Schmidt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz in Kaiserslautern. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden kamen im Jahr 2008 allein rund 1.780 Tonnen Christbaumschmuck und andere Weihnachtsartikel aus China ins Land.
Kaufleuten, die Waren aus China importieren wollen, rät der IHK-Jurist zur Vorsicht. Groß seien die Unwägbarkeiten im Blick auf Bürokratie, Zahlungsabwicklung und Transport. Per Containerschiff kommen die Waren in die großen europäischen Häfen nach Rotterdam und Hamburg. Von dort liefern Speditionen die Bestellungen an die Endkunden in ganz Europa.
Eine umfassende Qualitätskontrolle ist kaum möglich, sagt Schmidt. Für Importe aus Asien gebe es weder eine Pflichtkontrolle noch eine Kennzeichnungspflicht für die Herkunft. Nur die europaweiten grundlegenden Sicherheitsstandards müssten die Waren erfüllen, ergänzt Carmen Strüh von der rheinland-pfälzischen Verbraucherzentrale in Mainz.
"Fairer Handel": Weltläden achten auf Produktionsbedingungen
Manche Großeinkäufer wie der schwedische Einrichtungsspezialist IKEA überprüfen die Qualität ihrer Waren eigenen Angaben zufolge bereits in den Herstellerländern. "Unser Weihnachtssortiment kommt vorwiegend aus Asien", sagt Sprecherin Annette Wolfstein. Die Produkte würden regelmäßig in Testlaboren in den Blick genommen.
Ein besonderes Augenmerk legen indes die Weltläden für "fairen Handel" auf menschengerechte Produktionsbedingungen in den Herstellungsländern. Auch viele Weihnachtsartikel, die in den bundesweit rund 470 Weltläden angeboten werden, seien auf asiatischen Werkbänken hergestellt worden, sagt Klaus Wöldecke, Sprecher des Weltladen-Dachverbandes in Mainz. "Das meiste kommt aus Asien: aus Indonesien, Indien und Nepal." Dass die Waren nicht aus Kinderarbeit stammten und die Produzenten gerechte Löhne erhielten, dafür trügen Handelsfirmen des "fairen Handels" wie Gepa Sorge.
"Gewinnmaximierung ist nicht unser Ziel", sagt Uschi Erlemann-Schütt, Einkäuferin beim Weltladen in Speyer. Auf vielen Weihnachtsmärkten und in Geschenkläden ist der weihnachtliche Glanz demgegenüber vor allem günstig zu haben. Woher er stammt? - "Aus China", sagt die zehnjährige Plastikengel-Käuferin Madeleine. "Das weiß doch jedes Kind."