Verkaufsschlager: Deutsche Adventskränze für Paris
Nach einer Stunde sind alle weg: Klassische rot-grüne Adventskränze, handgefertigt von den Frauen der deutschen evangelischen Gemeinde in Paris. Jedes Jahr veranstalten sie zum 1. Advent erst eine Bastelwoche und dann einen großen Weihnachtsmarkt in der Christuskirche im 9. Arrondissement.
15.12.2010
Von Anne Kampf

Der Adventskranz war bis vor einigen Jahren in Frankreich noch relativ unbekannt. Lediglich im Elsass gab es in einigen Häusern eine „Couronne de l’Avent“, eine „Adventskrone“. Den Brauch, vor Weihnachten ein Gesteck aus Tannenzweigen aufzustellen und daran jeden Sonntag eine rote Kerze anzuzünden, hat die deutsche evangelische Gemeinde in Paris verbreitet. Seit den 1960er Jahren verkauft sie zu Weihnachten Adventskränze. Damals war deutsche Gemeinde Monopolist auf diesem Gebiet, mittlerweile gibt es auch französische Kränze "pour la déco" in verschiedenen Farben und Materialien.

Die Adventskränze der deutschen Gemeinde sehen „klassisch“ aus: Grüne Zweige, rote Kerzen. So traditionell wie möglich – das ist den Kunden ganz wichtig. Die Kunden, das sind französische und deutsche Einwohner von Paris. Sogar die deutsche Botschaft und das Goethe-Institut haben dieses Jahr Kränze vorbestellt. 

Eine ganze Woche "Basteltreff"

Pfarrerin Claudia Weik-Schaefer trifft sich jedes Jahr im November, um mit rund 40 Frauen aus der Gemeinde die Adventskränze zu basteln. Zuerst wird eine große Wagenladung Tannengrün vom Großmarkt bei der Gemeinde angeliefert, weiteres Deko-Material bringen die Frauen selbst mit. Sie verbringen eine ganze Woche miteinander, essen zusammen und reden.

Das geht in der weihnachtlichen Atmosphäre zwischen all dem Tannengrün besonders gut. Sorgen und Erlebnisse werden hier miteinander geteilt und ausgetauscht. Für die Frauen, die weit verstreut in und um Paris wohnen, ist die Woche eine wichtige und wertvolle Zeit. Manche kommen aus der Banlieue und nehmen täglich mehrere Stunden Fahrzeit auf sich, um beim Adventsbasteln dabei zu sein.

Dann kommt der große Tag: Der 1. Advent. Dieses Jahr war „die Hütte voll“, berichtet Pfarrer Markus Schaefer: 350 Menschen im Gottesdienst, anschließend der große berühmte Weihnachtsmarkt der deutschen Gemeinde: „Nach einer Stunde waren alle Kränze weg“. 27 Euro kostet das Stück, 150 bis 200 werden jedes Jahr verkauft. Eine wichtige Einnahmequelle für die Gemeinde, denn in Frankreich gibt es keine Kirchensteuer: Das Gehalt der Pfarrer muss von der Gemeinde aufgebracht werden.

Die deutsche Kirche leuchtet im Advent

Zur deutschen evangelischen Gemeinde in Paris zählen zur Zeit 340 Haushalte, also sind insgesamt um die 800 Menschen. Ihr Treffpunkt ist die gut 100 Jahre alte Christuskirche im 9. Arrondissement. Sie befindet sich zwischen Moulin Rouge und Opéra in der Rue Blanche, normalerweise von der Straße aus kaum zu sehen.

Im Advent aber fällt die deutsche Kirche etwas mehr auf als die anderen Häuser in der Straße: Im Portal hängt ein großer Herrnhuther Stern, an den Wänden Girlanden aus Tannengrün, über dem Altar ein großer Adventskranz. An diesem Sonntag brannten alle vier Kerzen. Die Frauen der Gemeinde feierten nicht nur den vierten Advent, sondern auch den Lohn und Erfolg ihrer Arbeit: Deutsche Adventskränze für Paris.