Der schwere Weg aus den Trümmern
Knapp ein Jahr nach dem schweren Erdbeben in Haiti rechnen Hilfsorganisationen damit, dass der Wiederaufbau noch sehr lange dauern wird. In einem Land, in dem die Lebensbedingungen schon vor dem Beben "extrem katastrophal" gewesen seien, "kann man nicht einfach schnell Hilfe leisten", sagt die Leiterin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel.

Das Land kämpfe inzwischen mit einer Serie von schwerwiegenden Problemen wie der Cholera-Epidemie, betonte Füllkrug-Weitzel am Dienstag in Berlin. Erforderlich seien deshalb sehr nachhaltige Hilfen wie der Aufbau eines Gesundheitswesens. Beleg für die effektive Arbeit der Hilfswerke seit dem Erdbeben im Januar sei, "dass nicht noch mehr Menschen gestorben sind". Zugleich sei jedoch noch sehr vieles nicht wieder aufgebaut.

Die Hilfsorganisationen könnten "beklagenswerte Unzulänglichkeiten im kommunalen und staatlichen Bereich" nicht auffangen, betonte der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters. So sei die Errichtung von Infrastruktur unter anderem zur Versorgung mit Trinkwasser Aufgabe des Staates. Die Hilfsorganisationen könnten dabei lediglich mit Expertise helfen. Unverständlich sei unter anderem, dass die haitianische Regierung das Angebot des Roten Kreuzes abgelehnt habe, ein Lehr- und Ausbildungskrankenhaus aufzubauen, sagte Seiters.

Die Bevölkerung muss mithelfen

Größtes Problem beim Wiederaufbau sei die "tiefgreifende Entsolidarisierung" in der Bevölkerung, sagte der Präsident des Caritasverbandes, Peter Neher. Zudem fehle ein funktionierender Staat. Die Gründe für diese beiden Schwächen sieht Neher in der Geschichte des Landes und in seinen korrupten Eliten. Die Einwohner müssten deshalb mit Unterstützung der Hilfsorganisationen selbst zum Motor des Wiederaufbaus werden.

Erfolgreiche Projekte der Hilfswerke sind den Angaben zufolge unter anderem der Aufbau von erdbebensicheren festen Wohnhäusern und provisorischen Schulen, ein Radio- und SMS-Projekt zur Eindämmung der Cholera-Epidemie sowie die Versorgung von Kindern mit Nahrungsmitteln. Künftig müsse die Förderung der Landwirtschaft mit verbesserten Anbaumethoden stärkeres Gewicht bekommen, sagte Füllkrug-Weitzel.

44 Millionen Euro eingeplant

Die im "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe" zusammengeschlossenen Hilfsorganisationen haben nach eigenen Angaben bislang mehr als 80 Millionen Euro Spenden für Haiti eingenommen. Davon seien bislang rund 10,7 Millionen Euro vor allem in die Soforthilfe geflossen. Weitere Mittel seien unter anderem für Bildungsprojekte, Wasserversorgung, Obdachlosenlager, Gesundheitsversorgung und die Errichtung von Unterkünften eingesetzt worden. Mehr als 44 Millionen Euro seien bereits für Aufbauprojekte in den kommenden vier Jahren eingeplant.

Dem Aktionsbündnis gehören neben der evangelischen Diakonie Katastrophenhilfe und dem Roten Kreuz die katholische Caritas und das UN-Kinderhilfswerk UNICEF an. Bei dem Erdbeben am 12. Januar 2010 kamen 230.000 Menschen ums Leben, mehr als eine Million wurden obdachlos. 

epd