Entführtes Baby gefunden: Zwei Frauen festgenommen
Der Alptraum einer jungen Mutter aus Frankfurt währt sechs Stunden: Ihre neugeborene Tochter wird aus der Entbindungsstation entführt. Der entscheidende Tipp auf die Täterinnen kommt aus der Bevölkerung. Das Baby kehrt wohlbehalten zurück.
10.12.2010
Von Christian Ebner

Nach sechs Stunden ist am Donnerstag eine dramatische Kindesentführung in Frankfurt glücklich zu Ende gegangen. Nach einem Tipp aus der Bevölkerung fand die Polizei das am Mittag in Frankfurt-Höchst entführte Neugeborene am Abend in einer Wohnung von zwei Frauen in Hattersheim am Main. Die beiden 28-Jährigen konnten den Beamten das Kind in ihrer Wohnung nicht erklären und wurden schließlich festgenommen.

Mutmaßliche Babyentführerin vor Haftrichter

Nach dem glücklichen Ende einer Kindesentführung in Frankfurt soll eine der beiden mutmaßlichen Täterinnen an diesem Freitag vor den Haftrichter kommen. Die andere der beiden 28 Jahre alten Frauen wurde nach ihrer Vernehmung in der Nacht wieder entlassen, wie ein Sprecher der Polizei am Freitagmorgen mitteilte.

Das Kind wurde laut Polizei umgehend zur medizinischen Versorgung zurück ins Krankenhaus gebracht, wo das Mädchen von seiner Mutter überglücklich wieder in Empfang genommen wurde. Das Baby ist nach Informationen aus dem Krankenhaus wohlbehalten. Die 20 Jahre alte Libanesin hatte ihre Tochter am Mittag einer vermeintlichen Krankenschwester gegeben, die angeblich ein Foto machen wollte.

Auf die Spur der mutmaßlichen Entführerinnen waren die Beamten nach einem Hinweis aus der Bevölkerung gekommen. Eine Frau hatte den entscheidenden Tipp auf zwei zusammenlebende Frauen aus Hattersheim gegeben, bei denen das Baby sein könnte. In der angegebenen Wohnung fanden die Polizisten tatsächlich das gesuchte Kind. Eine Krankenschwester und eine Hebamme aus der nicht weit entfernten Klinik identifizierten das Mädchen.

Die Polizei nahm die beiden 28-jährigen Deutschen fest und wollte sie noch am Abend eingehend zu Motiv und Hergang befragen. Ob sie beide in der Klinik waren und warum sie das Baby nahmen, war zunächst völlig unklar.

Videoaufzeichnungen werden geprüft

Stundenlang hatte die Polizei intensiv nach dem Kind gesucht. Ein familiärer Hintergrund war relativ schnell ausgeschlossen worden. "Eine völlig unauffällige Familie", sagte Polizeisprecher Manfred Vonhausen. Die verheirateten Eltern des 51 Zentimeter großen und 3.200 Gramm schweren Neugeborenen, die aus dem Libanon stammen und in Hofheim im Taunus wohnen, standen unter Schock und wurden psychologisch betreut.

Die Polizisten hatten zunächst die Klinik mit ihren rund 20 Fachabteilungen und 1.000 Betten nach dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen durchsucht, das einen weißen Strampler mit vielen bunten Punkten trug. Die Fahndung mit einem Hubschrauber, Lautsprecherdurchsagen im Stadtteil und die Befragung von Anwohnern, Bus- und Taxifahrern sowie in Apotheken, Drogerien und dem nahen Main-Taunus-Einkaufszentrum blieben lange Stunden ohne Ergebnis.

Wieso das Baby überhaupt von einer Fremden aus der städtischen Klinik geholt werden konnte? Der medizinische Geschäftsführer Christof Kugler bat um Geduld und kündigte eine Aufarbeitung an. Videoaufzeichnungen gebe es von der Entbindungsstation nicht. Ob die Kameras im Eingang etwas aufgezeichnet haben, werde geprüft.

dpa