Einkommensschere zwischen Ost und West klafft weiter
Die aktuelle Einkommens- und Verbrauchtsstichprobe ergibt ein interessantes Bild. Zwischen Ost und West gibt es immer noch deutliche Unterschiede im Einkommen, aber noch stärker macht sich der Familienstand bemerkbar: Alleinerziehende haben deutlich am wenigsten zur Verfügung.

Private Haushalte in Deutschland hatten 2008 im Durchschnitt ein Nettoeinkommen von 2.914 Euro zur Verfügung. Allerdings habe sich die Einkommensschere zwischen Ost- und Westhaushalten wieder weiter geöffnet, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Berlin unter Bezugnahme auf die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2008 mit. In den neuen Ländern und Ostberlin standen den Haushalten mit 2.292 Euro netto nur 75 Prozent des Einkommens der westlichen Bundesländer (3.056 Euro) zur Verfügung. Bei der vorangegangenen Erhebung 2003 waren es noch 77,5 Prozent.

Für die EVS geben rund 60.000 Haushalte ihre Einnahmen, Ausgaben und Ersparnisse an. Die jüngsten Daten stammen aus dem Jahr 2008. Die Aufzeichnungen zählen nach Angaben des Bundesamtes zu den größten ihrer Art, die von der amtlichen Statistik in Deutschland erhoben werden.

Im Westen sind die Nettoeinkommen laut Bundesamt seit der vorangegangenen Erhebung 2003 um drei Prozent gestiegen. Im Osten stagnierten sie. Aufgrund einer Inflationsrate von rund zehn Prozent in diesem Zeitraum seien aber insgesamt die Einkommen in West und Ost gesunken, erläuterte Kristina Kott vom Statistischen Bundesamt.

Im Western wird etwas mehr gespart

62 Prozent des Haushaltsbruttoeinkommens entfielen der Erhebung zufolge auf Erwerbseinkünfte. Rund 23 Prozent erhielten die Haushalte durch öffentliche Transferleistungen, etwa Renten, Arbeitslosengeld, Hartz IV oder Kindergeld. Einnahmen aus Vermögen und sogenannten nichtöffentlichen Transferzahlungen betrugen rund 15 Prozent.

Große Unterschiede bei den Einkommen machten die Statistiker bei den Haushaltstypen aus. So betrug das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen bei Alleinerziehenden 845 Euro im Monat, bei Paaren mit Kindern 1.103 Euro pro Kopf. Alleinlebende verfügten mit durchschnittlich 1.726 Euro über das höchste monatliche Pro-Kopf-Einkommen.

Auch bei den Ausgaben gibt es laut EVS Unterschiede zwischen Ost und West. So sparten Haushalte in den westlichen Bundesländern 10,8 Prozent ihres Nettoeinkommens, in den neuen Bundesländern 9,1 Prozent. Im Westen gaben die Haushalte 75 Prozent ihres Einkommens für Konsumzwecke aus, im Osten 79,8 Prozent.

Alleinerziehende wiederum sparten in ganz Deutschland von allen Haushalten am wenigsten: Sie gaben aufgrund ihres geringen Einkommens 88,1 Prozent für Konsum aus und sparten nur 4,5 Prozent. Paare mit Kindern hingegen verwendeten nur 70,7 Prozent ihres Budgets für den Konsum und sparten 14,8 Prozent.

Ein Drittel Wohnung, ein Drittel Auto und Essen

Insgesamt gaben die Haushalte durchschnittlich knapp ein Drittel (32,6 Prozent) ihrer Konsumausgaben für Wohnkosten, Energie und Instandhaltung aus. 2003 waren es 4,9 Prozent weniger. Für Verkehr gaben sie 14,6 Prozent aus, für Nahrungsmittel 14,3 Prozent.

Die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) ist auch Grundlage für die Berechnung des neuen Hartz-IV-Regelsatzes. Das Bundesarbeitsministerium hatte dafür beim Statistischen Bundesamt Sonderauswertungen in Auftrag gegeben. Dabei ging es im Wesentlichen um die Ausgabestrukturen bestimmter Haushaltstypen. Die Definitionen und Abgrenzungen dieser Haushaltstypen wurden laut Statistischem Bundesamt vom Ministerium vorgegeben. Die Entscheidung, welche Ergebnisse für die Regelsatzberechnung verwendet wurden, habe das Ministerium allein getroffen.

epd