Ban Ki Moon: Die Natur wartet nicht auf Konferenzen
Die Minister sind da, die Klimakonferenz von Cancún ist in die Schlussphase eingetreten. Für Deutschland ist Umweltminister Röttgen nach Mexiko gereist. Den großen Sprung erwartet er hier nicht mehr. UN-Generalsekretär Ban redete den Delegierten trotzdem nochmal ins Gewissen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den Ministern beim Klimagipfel in Mexiko eindringlich ins Gewissen geredet. "Je länger wir zaudern, desto mehr müssen wir zahlen - wirtschaftlich, ökologisch und in Menschleben", sagte er am Dienstag (Ortszeit) in Cancún bei der Eröffnung der Ministerrunde. Der Weltklimarat habe klar gezeigt, dass die Emissionen in der nächsten Dekade ihren Höhepunkt überschritten haben müssen. "Um das zu erreichen, brauchen wir hier Ergebnisse." Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) bezeichnete die Verhandlungen unterdessen als schwierig und langsam.

"Die Natur wartet nicht, während wir verhandeln"

Sicher lasse sich in Cancún kein perfektes Werk erzielen, sagte Ban, es gebe aber durchaus Fortschritte in den Bereichen Waldschutz, Anpassung ärmerer Staaten an die Folgen des Klimawandels, Technologietransfer und Finanzfonds. Nötig seien Fortschritte bei den schwierigen Themen Treibhausgas-Reduktionsziele, Überprüfungsregeln und Zukunft des Kyotoprotokolls.

"Lasst uns nicht vergessen: Die Natur wartet nicht, während wir verhandeln", mahnte Ban die Vertreter von über 190 Staaten, davon rund 20 Staats- und Regierungschefs. In vier Jahrzehnten gebe es voraussichtlich neun Milliarden Menschen auf der Erde und zugleich müsse der Treibhausgasausstoß um 50 Prozent gesenkt werden.

Röttgen: Schwierige Gespräche in Cancún

Derweil gehen die Verhandlungen auf der Konferenz nach Aussagen von Umweltminister Röttgen unerwartet langsam voran. Selbst Verfahrensfragen für die letzten Konferenztage seien noch offen. Es sei noch nicht vorauszusagen, ob es ein Ergebnis geben werde oder nicht.

"Ich glaube allerdings, dass es tatsächlich eine andere Atmosphäre hier ist als in Kopenhagen", sagte er nach seinen ersten Gesprächen in Cancún. Die Atmosphäre sei konstruktiv. Keiner wolle erneut erklären, dass man nicht zu einem Ergebnis in der Lage gewesen sei. "Es geht auch darum, ob die Vereinten Nationen ein Handlungsformat zur Lösung dieses globalen Problems darstellen oder nicht."

Cancún habe bessere Erfolgsaussichten als Kopenhagen, weil die Staaten nicht einen großen Sprung machen müssten. "Wir haben aus der Erfahrung von Kopenhagen die Methode geändert und das ist die der schrittweisen Bewegung." Die EU sei beim Kyotoprotokoll bereit zu einer zweiten Verpflichtungsperiode, "aber sie muss auch klimapolitisch wirksam sein", erläuterte Röttgen mit Verweis auf große Schlupflöcher.

So dürfe keine heiße Luft aus der ersten Kyotoperiode übernommen werden. Russland und andere Staaten haben nach dem Zusammenbruch des Ostblocks wesentlich weniger Kohlendioxid ausgestoßen, als im Kyotoprotokoll genehmigt. Kyoto-2 dürfe sich nicht selber neutralisieren, indem diese heiße Luft aus der ersten Verpflichtungsperiode in die zweite übernommen werde.

Nach Auskunft von Mexikos Präsident Felipe Calderon hat die Konferenz viel erreicht, steht aber in den kommenden Tagen vor noch umfassenderen Herausforderungen. In Zukunft müsse die Menschheit gleichzeitig zwei Lücken schließen: Die zwischen Mensch und Natur und die zwischen reich und arm.

dpa