Beim Internetportal www.das-tut-man-nicht.de können Nutzer Fragen stellen, wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Angelegenheit in gesellschaftlicher, moralischer, ethischer, sozialer oder religiöser Sicht in Ordnung ist oder eben auch nicht. Experten beantworten die ausgewählten Fragen. Wir stellen jede Woche ein Problem samt Antwort zur Diskussion.
Die Frage:
Nach meiner Familienpause (wir haben zwei Kinder, die drei und fünf Jahre alt sind) suche ich wieder eine Arbeit. Vor unserer Familiengründung habe ich bei einer Stiftung als Referentin gearbeitet, etwas ähnliches würde ich gern wieder tun. Auf meine Bewerbungen bekomme ich aber immer nur Einladungen für ein Vorstellungsgespräch als Praktikantin, selbst von Stiftungen und Organisationen, die sich ausdrücklich mit Genderfragen und Familienpolitik beschäftigen.
Wenn ich ein (unbezahltes) Praktikum mit dem Hinweis ablehne, dass ich doch qualifiziert genug bin, machen die Gesprächspartner keinen Hehl daraus, dass sie das im Prinzip auch so sehen. Aber gemeinnützige Organisationen hätten eben kein Geld zu verschenken, und paar Monate täten mir nach der Babypause doch auch nicht weh. Das finde ich total frustrierend und unglaubwürdig. Und ich frage mich: Darf man mit dem Argument, dass man der Gesellschaft Gutes tut, seine eigenen Mitarbeiter und Bewerber auffordern, das mitzubezahlen?
Die Antwort von Professor Helmut Anheier, wissenschaftlicher Direktor des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen an der Universität Heidelberg (CSI):
Ich bin doch erstaunt, wie wenig professional und ungeschickt sich diese Stiftungen verhalten. Der jungen Frau kann ich nur raten, dass sie die Namen der betreffenden Siftungen dem Bundesverband Deutscher Stiftungen mitteilt, da dieses Verhalten gegen den Verhaltenskodex zu sein scheint. Eine Öffentlichkeit herzustellen wäre hier nützlich.
Was die konkrete Frage betrifft: Darf man mit dem Argument, dass man der Gesellschaft Gutes tut, seine eigenen Mitarbeiter und Bewerber auffordern, das mitzubezahlen? ...so trifft dies gerade im Stiftungsbereich nicht zu, denn die Gehälter im Stiftungswesen sind meist HÖHER als im gemeinnützigen Bereich generell. Dort sprechen Sozialwissenschaftler von einer freiwilligen Lohndiskriminierung, das heißt man nimmt ein geringeres Gehalt in Kauf, da man an die Mission der Einrichtung glaubt und mit ihr eng verbunden ist. Aber im Stiftungswesen wird diese Tendenz, sollte sie bestehen, durch eine andere übertroffen, dem sogenannten Rent-Seeking professioneller Eliten, die sich entsprechende Nischen geschaffen haben. Das tut man nicht!
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