Ein paar warme Handschuhe für den Papst
Der Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, ist am Wochenende erstmals seit seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr mit Papst Benedikt XVI. im Vatikan zusammengetroffen. Der norwegische Lutheraner sprach nach der Privataudienz von einem "offenen und freundlichen Gespräch" mit dem Kirchenoberhaupt. Beide Seiten hätten dabei die Notwendigkeit betont, sich gemeinsam für "sichtbare Einheit" der Kirche einzusetzen.

Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrats, Kardinal Kurt Koch, hatte vor kurzem beklagt, die protestantischen Kirchen verfolgten beim ökumenischen Dialog nicht mehr das Ziel sichtbarer Einheit, sondern wollten einander vielmehr in ihrer Verschiedenheit anerkennen. Tveit war sich nach eigenen Angaben mit Benedikt darin einig, dass der interreligiöse Dialog gestärkt werden müsse. Vor allem junge Menschen verstehen heute nach den Worten des ÖRK-Generalsekretärs häufig nicht, warum die Zusammenarbeit mit anderen Konfessionen begrenzt ist.

Zum Zeichen, dass der angebliche Winter in den ökumenischen Beziehungen auch positiv interpretiert werden könne, schenkte Tveit dem Kirchenoberhaupt norwegische Wollhandschuhe. Als Norweger wisse er, dass man sich nur richtig für den Winter anziehen müsse, um die kalte Jahreszeit zu genießen. An deren Ende stehe ohnehin der Frühling, betonte Tveit angesichts der verbreiteten Auffassung, die ökumenische Bewegung habe an Schwung verloren.

Lage der Christen in Nahost

Die Zusammenarbeit mit dem Vatikan beurteilte Tveit als "sehr gut". Der ÖRK-Generalsekretär sprach mit dem Papst auch über die Lage der Christen in Nahost, insbesondere die sinkende Zahl von Gläubigen im Irak und gemeinsame Aktivitäten der Kirchen auf lokaler und nationaler Ebene.

Eine Begegnung zwischen dem Papst und einem ÖRK-Generalsekretär hatte es zuletzt vor knapp drei Jahren gegeben, als Tveits Vorgänger Samuel Kobia zu einer Audienz und einer gemeinsamen ökumenischen Vesper anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen nach Rom reiste. Die lange Zeit zwischen den Begegnungen sei jedoch kein Zeichen für mangelnde Kooperation, betonte Tveit. Die katholische Kirche sei an mehreren Kommissionen des ÖRK aktiv beteiligt. Eine Vollmitgliedschaft der katholischen Kirche sieht der norwegische Lutheraner nicht als notwendig für eine gute Zusammenarbeit an.

Dem ÖRK gehören nach eigenen Angaben 349 überwiegend anglikanische, orthodoxe und protestantische Kirchen an. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied, jedoch in mehreren Kommissionen vertreten. So gehörte der jetzige Papst während der 70er Jahre als Theologieprofessor der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung an.

epd