ZDF-Show "Wetten, dass..?" nach Unfall abgebrochen
Die ZDF-Show "Wetten, dass..?" ist am Samstagabend nach einem Wettunfall erstmals in ihrer fast 30-jährigen Geschichte abgebrochen worden. Bei der ersten Wette war ein 23-jähriger Kandidat mit Sprungfedern an den Füßen gegen ein fahrendes Auto gesprungen und regungslos liegengeblieben. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, sein Zustand war aber offenbar nicht lebensbedrohlich. Der Vorfall löste große Betroffenheit aus. Respekt für den Abbruch der Livesendung äußerte der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer.

Rettungssanitäter trugen den verletzten Samuel Koch nach dem Zwischenfall aus der Halle. Er war zunächst unmittelbar am Ort des Geschehens, von einem Tuch abgeschirmt, behandelt worden. Ein sichtlich geschockter Moderator Thomas Gottschalk unterbrach die Sendung. Der junge Mann sei ansprechbar und auf dem Weg in die Klinik, berichtete der Moderator. Kurz darauf brach er die Show komplett ab. "Ich bringe es nicht fertig, jetzt hier weiter zu moderieren", sagte Gottschalk kreidebleich. Es sei der erste derartige Abbruch in seiner Karriere. "Wir fühlen uns verpflichtet, nicht auf heiter zu machen, wenn wir nicht heiter sind."

Nach dem Zwischenfall gab es bis Sonntagmittag nur spärliche Informationen zum Gesundheitszustand des Verunglückten. "Ich habe die letzte Meldung bekommen und die lautet, dass er bei Bewusstsein ist, dass seine Eltern bei ihm sind und mit ihm gesprochen haben", sagte Gottschalk am im ZDF-"heute journal". Mehr könne er nicht sagen. Nach Angaben einer Sprecherin sollte Koch vermutlich noch in der Nacht zum Sonntag operiert werden. Nähere Angaben machte aber auch sie nicht. Am Nachmittag ist eine Pressekonferenz vorgesehen.

EKD-Beauftragter begrüßt Entscheidung

Bräuer sagte in einem Gespräch mit evangelisch.de, er habe großen Respekt vor der Entscheidung, die Sendung abzubrechen. Spaß und Spiel seien nicht länger das Thema des Abends, wenn ein Mensch verletzt werde. Die Gedanken seien nun bei Samuel Koch und seiner Familie. "Wetten, dass ...?" sei das Flaggschiff des ZDF, so der EKD-Beauftragte. Um so höher sei die Entscheidung der Verantwortlichen zu begrüßen, Kosten und Aufwand der Sendung angesichts eines solchen Zwischenfalls hintanzustellen. "Hier findet das christliche Menschenbild seinen Ausdruck", unterstrich Bräuer.

Der 23-jährige Wettkandidat war bei dem Versuch verunglückt, mit Sprungfedern unter den Füßen über fünf fahrende Autos zu springen. Das Unglück geschah bereits kurz nach Beginn der 192. "Wetten, dass..?"-Ausgabe aus Düsseldorf - gleich bei der ersten Wette. Beim ersten Sprung mit seinen sogenannten Powerizern (Foto: dpa) kam Samuel K., der aus dem südbadischen Efringen-Kirchen stammt, noch ohne Probleme über den Smart-Kleinwagen. Beim zweiten Auto brach der junge Mann ab und nahm noch einmal Anlauf. Dann klappte es wieder. Beim vierten Versuch geschah der Unfall. Am Steuer des Wagens saß ausgerechnet der Vater des jungen Mannes, der an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover studiert und Hobby-Kunstturner ist.

Bereits bei den Proben gestürzt

Die "Badische Zeitung" berichtete am Sonntag, Koch sei bereits bei den Proben für die ZDF-Sendung gestürzt. "Der Wettteil klappt noch nicht", hatte der 23-Jährige vor Beginn der Liveshow dem Blatt gesagt. "Bei den Proben am Donnerstag bin ich zweimal schwer gestürzt." Die Proben hätten ihm zwar eine gewisse Sicherheit gegeben. "Ich bin aber doch noch skeptisch", sagte er. Gottschalk hatte nach dem Unfall erklärt: "Wir haben's ein paar Mal geprobt, und er hat's immer, immer geschafft eigentlich. Und einmal hat's ihn auf den Hintern gesetzt, aber da ist er sofort wieder aufgesprungen."

Im Fernsehen war minutenlang das fassungslose Publikum in der Messehalle zu sehen. Auch die Wettpaten, Komiker Otto Waalkes und Model Sara Nuru, reagierten geschockt. Fernsehmitarbeiter spannten ein schwarzes Tuch um die Unfallstelle. Das ZDF zeigte nach dem Abbruch der Sendung einen Krimi. Auf Gottschalks Gästeliste hatten die mit Robbie Williams wiedervereinigte Band Take That und der 16 Jahre alte Teenieschwarm Justin Bieber gestanden. Erwartet wurden auch die Hollywood-Schauspieler Cameron Diaz und Christoph Waltz, Sängerin Cher, Musiker Phil Collins, Mimin Alexandra Maria Lara sowie Hardy Krüger senior.

Bieber-Fans verzweifelt

Die jungen, zumeist weiblichen Fans von Bieber reagierten verzweifelt, weil sie ihren Star nicht sehen konnten. Kreischend hatten sie ihrem Idol entgegengefiebert. Viele Mädchen waren in Tränen aufgelöst. Eine Jugendliche sagte, sie habe eine achtstündige Zugfahrt auf sich genommen, um Bieber in Düsseldorf sehen zu können. Als die Zuschauer die Halle verließen, konnten sie lediglich auf Robbie Williams einen Blick erhaschen, der ihnen kurz zuwinkte, dann aber ebenfalls verschwand.

dpa/evangelisch.de