Die bunten Kirchenfenster entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Fenster mit Motiven aus allen Weltreligionen. Mit dieser Optik und der biblischen Aufforderung "Lebt mit allen Menschen in Frieden" aus dem Römer-Brief geht die Kampagne an die Kirchengemeinden und in die Öffentlichkeit. Sie wurde von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) konzipiert, zu deren Mitgliedskirchen die Evangelischen Kirchen im Rheinland, von Westfalen und in Hessen-Nassau gehören.
Religiöse Szenen auf buntem Glas: Von Kirchenfenstern kennt man solche Darstellungen. Aber jüdische und islamische, hinduistische und buddhistische Motive in solchen Fenstern sind ungewöhnlich. Die neue VEM-Menschenrechtskampagne zeigt Motive aus allen Religionen nebeneinander – und verwirrt damit bewusst auf den ersten Blick. Auf den zweiten wird aber klar: Hier geht es um Religionsfreiheit. Heute stellte die VEM die Aktion in Düsseldorf gemeinsam mit der Evangelischen Kirche im Rheinland und im Beisein von Dr. Heiner Bielefeldt, Sonderberichterstatter für Religions- und Glaubensfreiheit des UN-Menschenrechtsrats, vor. Zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember läuft die Kampagne dann offiziell an.
Die Vereinte Evangelische Mission wirbt für Religionsfreiheit – was erst einmal ungewöhnlich klingt, ist für VEM-Vorstandsmitglied Dr. Jochen Motte ein wichtiges Anliegen: „Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht, und deshalb müssen wir es als Kirchengemeinschaft uneingeschränkt verteidigen.“ Die Religionsfreiheit müsse für alle Religionen und überall auf der Welt gleichermaßen gelten, sagt Motte. Anlass zur Sorge gebe es an vielen Stellen: „In Indonesien berichten unsere Mitgliedskirchen von Angriffen islamistischer Gruppen auf Christen und ihre Kirchen. Aber auch in Europa ist zu sehen, dass die Religionsfreiheit nicht überall als selbstverständlich angesehen wird. Zeichen dafür sind zum Beispiel das Minarettverbot in der Schweiz oder die Diskussion um das Tragen religiöser Symbole in der Öffentlichkeit.“ Fundamentalistischen Tendenzen, die andere Religionen diskriminieren, müsse man entgegentreten, so Motte.
UN-Sonderberichterstatter Prof. Dr. Heiner Bielefeldt begrüßte die Kampagne: „Es ist wichtig, dass die Religionsfreiheit als Menschenrechtsanspruch auch von den Religionsgemeinschaften Unterstützung erfährt. Das ist ja keineswegs überall der Fall.“
„Religionsfreiheit als ein Menschenrecht muss überall auf der Welt gelten und ist nicht verhandelbar“, betont Kirchenrat Pfarrer Rafael Nikodemus für die Evangelische Kirche im Rheinland. „Deshalb sind wir dankbar für die hohen Standards von Religionsfreiheit bei uns in Deutschland, die allen Religionen und natürlich auch dem Islam gilt. Zugleich sind wir solidarisch mit Menschen in anderen Teilen der Welt, deren Religionsfreiheit bedroht ist. Das schließt unser Engagement für bedrängte Christinnen und Christen in aller Welt ein.“
Materialien wie Plakate, Broschüren oder Postkarten zur Kampagne sind bei der VEM zu bestellen, Telefon 0202 89004-142 oder per E-Mail: jpic@vemission.org. www.vemission.org