Lebenslange Leidenschaft für Maria und Josef
Krippenbau ist mehr als ein Handwerk, es ist eine Leidenschaft. Man kann sogar ein Diplom dafür machen. Ein echter Fachmann ist Karl-Heinz Exner aus der Nähe von Bamberg.
03.12.2010
Von Frank Gundermann

Es war Leidenschaft auf den ersten Blick. "Das Bild sehe ich heute noch vor mir", sagt der 68-Jährige. Er steht in seiner kleinen Kellerwerkstatt im oberfränkischen Bischberg. Leuchtstoffröhren tauchen den Raum in grelles Licht, auf dem Arbeitstisch liegen Holzplatten und Werkzeuge übereinander, im Regal steht eine Auswahl von Ställen. Seit 61 Jahren baut der gebürtige Niederschlesier Krippen, seit 20 Jahren ist er zudem diplomierter Krippenbaumeister.

Rund 1.200 Krippen, so schätzt Exner, hat er in den vergangenen 60 Jahren gebaut - von der fränkisch-heimatlichen bis zur orientalischen Version. An seine erste "Zusammenkunft mit einer Krippe" erinnert sich der ehemalige Computertechniker noch bis ins Detail. In der Weihnachtszeit 1949 zeigte eine Nachbarin dem damals Siebenjährigen ihre Krippe: "Sie hat mich aber nicht gleich zur Krippe geführt, sondern hat mir erst erzählt, was es mit Maria, Josef, den Hirten und den Engeln auf sich hat." Dann durfte er die Krippe sehen.

Mit einer roten Glühbirne beleuchtet

Ein Eindruck, der bis heute geblieben ist: "Es war ein großer ausgehöhlter Buchenstamm mit Maria und Josef. In der Mitte war das Kind und hinten der Engel. Das Ganze war mit einer roten Glühbirne beleuchtet und außen herum befanden sich Stroh, Heu und Moos", erzählt Exner. Ein Anblick, der den Jungen so sehr begeisterte, dass er sich die Krippe am nächsten Tag gleich noch einmal anschaute: "Ich bin Tag für Tag hingegangen."

Wenige Wochen später, im Januar, schenkte ihm die Nachbarin eine Schachtel. Der Inhalt: Figuren von Maria, Josef, dem Kind und dem Engel. "Da war es dann passiert", sagt Exner. Die erste Unterkunft für die Krippenfiguren bekam er 1950 ebenfalls von einem Nachbarn geschenkt. "Es war ein Stall, der ursprünglich aus Haselnuss-Stecken mit einem strohgedeckten Dach bestand, der aber total zusammengebrochen war. Die Nachbarn wollten ihn eigentlich wegwerfen."

Ein Schaf für 20 Pfennige

Gemeinsam mit seinem Vater baute er den Stall neu auf. Es war seine erste eigene Krippe. Und er begann mit dem Sammeln von weiteren Figuren. Über Monate erledigte er Botengänge, sammelte Flaschen, Alteisen und Silberpapier, bis er das nötige Geld gespart hatte. Zwischen 20 bis 50 Pfennige kostete ein kleines Schaf für die Krippe. Hinzu kamen Hirten, später eine Beleuchtung für den Stall.

Es folgten verschiedene Darstellungen mit Herbergssuche, Geburt, Huldigung der Könige, der Flucht nach Ägypten und dem Haus Nazareth. Mit zwölf Jahren baute er schließlich seinen ersten eigenen Stall, "ganz ohne die Hilfe und Ratschläge meines Vaters". Seine selbst entworfene Krippe kam so gut an, dass ihn Verwandte und Bekannte baten, auch für sie Ställe zu bauen.

Bis heute ist Exner die Begeisterung für Krippen erhalten geblieben. "Ich sehe das Krippenbauen heute als meinen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums", sagt er. Besonders gerne baue er dabei Krippen mit Kindern. Seit 1990 gibt Exner Krippenbaukurse an Haupt- und Realschulen, aber auch Grundschulen und Kindergärten. Er bringt Jungen und Mädchen bei, wie man Ställe baut, sie mit Kreide, Leim und Sägespäne verputzt und bemalt.

Prüfung in Innsbruck abgelegt

Seine Meisterprüfung als "Krippenbauermeister" hat Exner an der Krippenbauschule Innsbruck abgelegt. Er wollte damals wissen, "wie die anderen bauen". In Innsbruck traf sich die internationale Krippenbauer-Szene aus der Schweiz, Liechtenstein, Italien, Jugoslawien, Ungarn und Frankreich. Jedes Land und jede Region besitzt dabei ihre Eigenheiten. "Bei fränkischen Krippen gibt es das Fachwerkhaus, bei den Bayerischen sind es Häuser mit Balkonen und bei den Italienern oft eine Darstellung des halben Dorflebens mir der Geburtsszene in einer Nische."

Seiner Begeisterung für Krippen wird Karl-Heinz Exner auch in Zukunft nachgehen. Bis März nächsten Jahres ist er bereits mit Terminen eingedeckt. Denn nach dem Abbau der Weihnachtskrippen, kommt die Osterzeit mit ihren Passionskrippen. Zudem repariert Exner Krippen, gibt Krippenbaukurse, unter anderem in Belgien, und macht das ganze Jahr über das, was Papst Johannes Paul II. bei einer Privataudienz im Jahr 1991 zu ihm sagte: "Sie haben die Gabe, mit Ihrer Hände Arbeit Freude zu bereiten, darum nützen Sie diese."

epd