TV-Tipp: "Die Liebe kommt mit dem Christkind" (ARD)
In diesem Weihnachtsfilm müssen Valerie Niehaus als Richterin und Erol Sander als taxifahrender Sternekoch zu ihrem Glück gezwungen werden. Das potenzielle Paar begegnet sich auf der Straße, entwickelt prompt eine herzliche Abneigung und trifft sich kurz drauf unter anderen Vorzeichen wieder.
03.12.2010
Von Tilmann P. Gangloff

"Die Liebe kommt mit dem Christkind", 3. Dezember, 20.15 Uhr im Ersten

Natürlich weiß man, wie das ausgehen muss, wenn sich zwei Menschen treffen und auf Anhieb nicht ausstehen können. Im wirklichen Leben würden sie einander konsequent aus dem Weg gehen, in Romanzen ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich endlich küssen. Ebenfalls unverzichtbarer Bestandteil dieses Strickmusters ist die Krise kurz vor Schluss, wenn das Schicksal, eine Lüge oder ein Nebenbuhler das Paar entzweit; aber zum Glück nur vorübergehend, denn selbstredend ist die Liebe stärker.

Qualitätsmerkmal solcher Filme ist also nicht die Originalität des Handlungskonzepts, sondern der Einfallsreichtum der Autoren beim Ein- und Ausfädeln der Liebe. Die Rezeptur der Degeto-Produktion „Die Liebe kommt mit dem Christkind“ mag daher bis ins Detail bekannt sein, aber entscheidend ist ja, was man draus macht. Wolfram Winkler und Markus Mayer bedienen sich zum Einstieg sogar des Klassikers unter den Versatzstücken für Filme dieser Art. Das potenzielle Paar begegnet sich auf der Straße, entwickelt prompt eine herzliche Abneigung und trifft sich kurz drauf unter anderen Vorzeichen wieder: Martin (Erol Sander), alleinerziehender Vater, bringt mit seinem Taxi die Tochter zur Schule und hat anschließend einen Termin bei Gericht. Weil er das Taxischild nicht ausgemacht hat, besteht eine Mutter (Valerie Niehaus) auf ihr Recht als Fahrgast. Auch sie muss zum Gericht, entpuppt sich dort aber als Richterin, die Martin wegen angeblicher Fahrerflucht für acht Wochen den Taxischein entzieht. Der kann nun schauen, wie er klarkommt, und das ausgerechnet kurz vor Weihnachten.

Zu allem Überfluss hat es auch noch eine alte Jungfer (Ulrike Beimpold) vom Jugendamt auf ihn abgesehen: In ihrem mittelalterlichen Familienbild sind alleinerziehende Väter nicht vorgesehen. Dabei hat Martin jedes Mitgefühl verdient: Vor knapp einem Jahr ist seine Frau im gemeinsamen Restaurant bei einer Gasexplosion gestorben. Seither lebt er samt Töchterchen beim Vater (Peter Weck). Und weil der sich gemeinsam mit seiner Freundin Carmen (Gaby Dohm) um die Briefe ans Christkind kümmert, weiß er, dass sich ein kleiner Junge zu Weihnachten einen Mann für seine Mutter wünscht. Die wiederum, man ahnt es, ist niemand anders als Richterin Annemarie, und da sie Martin eigentlich ganz fesch findet, steht dem Happy End nur noch ihr Ex-Freund (Hary Prinz) im Weg, der das junge Glück mit einer fiesen Intrige zerstören will.

Das tief verschneite Bad Ischl sorgt für die richtige Weihnachtsatmosphäre, die prominenten Schauspieler sind mit angemessenem Eifer bei der Sache, und Peter Sämann, Regisseur unzähliger Freitagsfilme, inszeniert mit entsprechender Routine. Außerdem ergänzen sich Erol Sander und Valerie Niehaus wunderbar. Martin mit seinem leicht linkischen Charme, Annemarie, die aus allen Knopflöchern strahlt: Das passt prima zusammen. Genau der richtige Film, um sich an einem kalten Winterabend das Herz zu erwärmen.


Der Autor unserer TV-Tipps, Tilmann P. Gangloff, setzt sich seit über 20 Jahren als freiberuflicher Medienkritiker unter anderem für "epd medien" und verschiedene Tageszeitungen mit dem Fernsehen auseinander. Gangloff (geb. 1959) ist Diplom-Journalist, Rheinländer, Vater von drei Kindern und lebt am Bodensee. Er gehört seit Beginn der 1990er Jahre regelmäßig der Jury für den Adolf-Grimme-Preis an und ist ständiges Mitglied der Jury Kinderprogramme beim Robert-Geisendörfer-Preis, dem Medienpreis der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).