"Dem Versuch, die kritische Öffentlichkeit in einem vermeintlichen Dialog zu vereinnahmen, stellen sich alle Initiativen und die Menschen im Wendland entschlossen entgegen", sagt Kerstin Rudek, Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg am Donnerstag. Sie glaubt nicht an die versprochene "Ergebnisoffenheit" der Erkundung und fordert einen Baustopp. Fast die gesamte Prominenz der Atomkraftgegner hat zur Pressekonferenz im kleinen Örtchen Trebel geladen, nur wenige Kilometer vom möglichen Endlager entfernt. Hingefahren zum Ministerbesuch ist am Donnerstag keiner von ihnen.
"Wir wollen nicht Statisten sein in der Röttgen-Show", sagt Jochen Stay von der Anti-Atom-Organisation "Ausgestrahlt". Die Atomgegner fordern, die Weitererkundung des Salzstocks Gorleben als Atomendlager wegen Sicherheitsrisiken aufzugeben. Carsten Niemann von der Bäuerlichen Notgemeinschaft wird deutlich: "Es ist eine Sauerei derartig viele Fakten zu schaffen. So eine Unverfrorenheit haben wir die ganze Zeit noch nicht erlebt."
"Minister hat Chancen verstreichen lassen"
Asta von Oppen von der Rechtshilfe Gorleben sieht es ähnlich: "Wir zeigen ihm die kalte Schulter. Er kommt zu spät." Der stellvertretende Landrat Martin Donat hatte Röttgen schon im Juni eingeladen, im September oder Oktober wollte der Umweltminister kommen, berichtet Donat. "Röttgen hat sich anfangs als erster atomkritischer Politiker in den ersten Reihen der CDU präsentiert", sagt die Grünen-Europaabgeordnete Rebecca Harms enttäuscht. "Röttgen hat alle Möglichkeiten des Dialogs ungenutzt verstreichen lassen."
So ignorieren die Atomkraftgegner den Ministerbesuch. Nicht einmal eine Gegendemonstrationen sollte es geben. Röttgens einziger Termin außerhalb der Besichtigung des Salzstocks ist ein Gespräch im kleinsten Kreis mit Andreas Graf von Bernstorff, der seine Grundstücke über dem umstrittenen Salzstock nicht verkaufen will. Doch mit dem neuen Atomgesetz drohen Enteignungen.
Mühsame Anreise mit dem Zug
Der Umweltminister erreicht am Donnerstagmittag den Salzstock Gorleben nicht wie geplant mit dem Hubschrauber. Schneebedingt muss er den Regionalexpress nehmen, seine Anreise verzögert sich. Als er in den Salzstock fährt, erinnert vor den Zäunen der gut gesicherten Anlage höchstens ein knappes Dutzend Polizeifahrzeuge an die turbulenten Tage des Castortransports. Tatsächlich lässt sich kein einziger Demonstrant blicken. Sonst nur verschneite Zufahrten mit Reifenspuren, Schneeflocken wirbeln umher - sehr friedlich sieht es aus in Gorleben.