Studie: Viele Deutsche sehen Muslime negativ
Die Deutschen denken weit kritischer über den Islam als ihre europäischen Nachbarn. Das ergab eine Umfrage unter Federführung der Universität Münster in mehreren europäischen Ländern.

"Gegenüber Frankreich, den Niederlanden und Dänemark herrscht in Deutschland ein rigideres und intoleranteres Verständnis fremder Religionen vor", sagte der Leiter der Untersuchung, der Soziologe Detlef Pollack, der neuen "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Der Satz des Bundespräsidenten, der Islam gehöre zu Deutschland, gehe völlig am Empfinden der Deutschen vorbei.

Die Studie wird an diesem Donnerstag in Berlin vorgestellt, die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtete schon vorab darüber. Demnach halten weniger als fünf Prozent der Deutschen, aber mehr als 20 Prozent der Dänen, Franzosen und Niederländer den Islam für tolerant. Obwohl ihre Länder heftige Konflikte mit ihrer muslimischen Minderheit erlebten, hat eine klare Mehrheit dort ein positives Bild von Muslimen. In den alten Bundesländern denken dagegen nur 34 Prozent positiv über Muslime, in Ostdeutschland 26 Prozent.

Vergleich zu Nachbarländern

Aus der Studie geht weiter hervor, dass die meisten Deutschen kaum positive Seiten des Islam sehen. Weniger als 30 Prozent im Westen Deutschlands befürworten den Bau von Moscheen, im Osten weniger als 20 Prozent. Die Zustimmung zu Minaretten oder zur Einführung muslimischer Feiertage ist noch geringer. In Dänemark dagegen sprechen sich mehr als 50 Prozent für den Bau von Moscheen aus, in Frankreich und den Niederlanden etwa zwei Drittel und in Portugal sogar fast drei Viertel.

Für die Erhebung befragte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid im Auftrag der Münsteraner Forscher je 1.000 Menschen in Ost- und in Westdeutschland, in Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und Portugal.

dpa