Rabbiner ist für Präimplantationsdiagnostik
"PID kann helfen, Krankheiten und Tod zu vermeiden", sagt Julian Chaim Soussan. Der Rabbiner ist Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz. In einem Artikel in der "Jüdischen Allgemeine" schreibt er, was dem Leben diene, diene auch dem Menschen.

In der Debatte über die Präimplantationsdiagnostik (PID) hat sich nun auch die jüdische Religionsgemeinschaft zu Wort gemeldet. Der Düsseldorfer Rabbiner Julian Chaim Soussan befürwortet in der neuen Ausgabe der "Jüdischen Allgemeine" die umstrittene genetische Untersuchung von Embryonen, die bei künstlicher Befruchtung entstehen. "PID kann helfen, Krankheiten und Tod zu vermeiden", argumentiert das Vorstandsmitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz.

Über die Zulassung von PID gibt es in der evangelischen Kirche unterschiedliche Standpunkte, die katholische Kirche tritt für ein Verbot dieser Methode ein. "Nach jüdischem Recht gilt: Wer der künstlichen Befruchtung zustimmt, muss auch PID zulassen", schreibt der Rabbiner. Dabei verstehe es sich von selbst, dass diese Tests nicht für Wünsche zum Aussehen oder Geschlecht von Kindern missbraucht werden darf. Zudem müsse im Einzelfall die medizinische Notwendigkeit geprüft werden. Was dem Leben diene, diene auch dem Menschen, beschreibt Soussan als Handlungsmaxime.

Das Leben der Mutter hat Vorrang

Im Judentum ist nach Angaben des Rabbiners die künstliche Befruchtung unter bestimmten Voraussetzungen grundsätzlich erlaubt. Bei Abwägung der Gefahren für das Leben von Mutter und Kind werde dem Leben der Mutter bis zur Entbindung Vorrang eingeräumt: "Natürlich ist der Embryo ab der Befruchtung schützenswert, aber nicht auf Kosten des Lebens der Mutter."

Bei der Präimplantationsdiagnostik werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor ihrer Einpflanzung in den Mutterleib auf Erbkrankheiten gentechnisch untersucht und im Bedarfsfall ausgesondert. Eine Neuregelung steht an, weil der Bundesgerichtshof im Juli das bisherige Verbot gekippt hatte.

epd