Kopf-an-Kopf-Rennen bei Bischofswahl in Hannover
Bei der Bischofswahl in der hannoverschen Landeskirche zeichnet sich eine spannende Entscheidung ab. Im ersten Wahlgang erreichte am Mittwoch keiner der beiden Kandidaten Ralf Meister und Wolfgang Gern die nötige Zweidrittelmehrheit. Die Wahl war nach dem Rücktritt Margot Käßmanns nötig geworden.

Der Berliner Generalsuperintendent Meister (48) erreichte 39 Stimmen, für den hessischen Diakoniechef Gern (59) votierten 36 der 77 Synodalen. Abgegeben wurden 76 gültige Stimmen. Ein Mitglied der Synode enthielt sich. Am Donnerstagnachmittag tritt das Parlament der evangelischen Landeskirche in Hannover erneut zur Wahl zusammen. Zwischen den Wahlgängen müssen zwölf Stunden liegen. Im dritten Wahlgang, der am Freitag anstünde, würde die einfache Mehrheit ausreichen.

Progressive und Konservative

Ralf Meister ist seit dem Frühjahr 2008 Generalsuperintendent in Berlin. Bundesweit wurde er in den vergangenen sechs Jahren vor allem als Sprecher des "Wortes zum Sonntag" bekannt. Wolfgang Gern leitet seit 2000 das Diakonische Werk in Hessen und Nassau mit insgesamt mehr als 15.000 Mitarbeitern. Als Sprecher der Nationalen Armutskonferenz tritt der gebürtige Berliner seit 2007 bundesweit für soziale Gerechtigkeit ein.

In der Synode (Foto: dpa) der mit mehr als drei Millionen Mitgliedern größten evangelischen Landeskirche in Deutschland sind zwei Richtungsgruppen vertreten. Sie üben bei der Wahl keinen Fraktionszwang aus und haben beide Kandidaten für geeignet erklärt. Die eher progressive "Gruppe Offene Kirche" (GOK) verfügt mit 46 Sitzen über die Mehrheit, der eher konservative Gruppe "Lebendige Volkskirche" (LVK) gehören 31 Kirchenparlamentarier an.

Käßmann hatte im Februar nach einer Alkoholfahrt am Steuer ihres Dienstwagens alle kirchlichen Leitungsämter niedergelegt. Käßmanns Rücktritt  hatte bundesweit Schlagzeilen ausgelöst. Ihr Nachfolger als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist Nikolaus Schneider, der Anfang November von der EKD-Synode ebenfalls in Hannover zum obersten Repräsentanten der fast 25 Millionen Protestanten in Deutschland gewählt wurde.

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epd