Pakistan: Proteste wegen Begnadigung einer Christin
Die in Aussicht gestellte Begnadigung einer Christin, die wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilt wurde, hat in Pakistan landesweit Proteste ausgelöst.

Hochrangige Religionsführer warnten die Regierung vor überstürzten Entscheidungen, wie die pakistanische Zeitung "Express Tribune" am Mittwoch berichtete. Zuvor hatten Regierungsvertreter angekündigt, Pakistan Präsident Asif Ali Zardari werde die 45-jährige Asia Bibi begnadigen.

Ein pakistanisches Gericht hatte die 45-jährige Mutter von fünf Kindern Anfang November zum Tode am Galgen verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Asia Bibi sich abfällig über den islamischen Propheten Mohammed geäußert habe. Auf Blasphemie steht in Pakistan die Todesstrafe. Sie wurde bislang aber stets in eine Gefängnisstrafe umgewandet. Bibi befindet sich seit fast 15 Monaten in Haft.

Straßenproteste gegen Begnadigung einer Christin

Geistliche der Deobandi- und Barelvi-Schule, die den Großteil der pakistanischen Moscheen kontrollieren, sagten der Zeitung, eine Begnadigung von Bibi könne schwere Folgen haben. Der Präsident solle keine voreiligen Schlüsse unter dem Druck des Auslandes treffen. Bereits am Dienstag hatte es in der pakistanischen Metropole Lahore Straßenproteste gegen eine Begnadigung gegeben. Für die kommenden Tage sind in Lahore und Karachi Demonstrationen geplant. Der Fall der Christin hatte weltweit für Kritik gesorgt.

Hintergrund des Falles ist offenbar ein persönlicher Streit aus dem Jahr 2009. Asia Bibi wollte in ihrem Dorf in der Punjab-Provinz Wasser holen, was ihr von anderen Frauen verwehrt wurde, weil sie keine Muslimin ist. Christen in Pakistan gehören mehrheitlich den niedrigsten sozialen Kasten an. Damit ist ihnen verboten, aus den gleichen Brunnen oder Gefäßen zu trinken wie in der sozialen Hierarchie höher stehende Menschen. Gerade auf dem Land ist diese Form der Diskriminierung in Pakistan weit verbreitet.

epd