Datenschutzverstoß kostet die Haspa 200.000 Euro Bußgeld
Nach einer Kette von Skandalen muss die Hamburger Sparkasse (Haspa) ein Bußgeld von 200.000 Euro bezahlen, weil sie die Daten ihrer Kunden an externe Dienstleister weitergab.

Die größte deutsche Sparkasse habe fast fünf Jahre lang ihren mobilen Kundenberatern den Zugriff auf Bankdaten ihrer Kunden ermöglicht, teilte der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar am Dienstag in der Hansestadt mit. Diese Kundenberater waren zwar ausschließlich für die Haspa im Einsatz, aber als selbstständige Gewerbetreibende nicht deren Angestellte. Zudem habe die Bank Charakterprofile ihrer Kunden erstellt, die auf Erkenntnissen der modernen Hirnforschung beruhten. Die Kunden wussten davon nichts.

"Datenschutz oberste Priorität"

"Die Bank hat sich bei der Aufklärung des Datenschutzverstoßes kooperativ gezeigt und das beanstandete Vorgehen eingestellt", sagte Caspar. "Das haben wir zugunsten der Haspa berücksichtigt." Seit August werde ein geändertes technisches Verfahren eingesetzt, das den Anforderungen des Datenschutzes gerecht werde. Die unzulässigen Kundenprofile wurden gelöscht. Nun biete sich die Chance für einen Neuanfang. Die Behörde habe der Haspa angeboten, sie in datenschutzrechtlichen Fragen zu beraten und hoffe, dass die Bank im Sinne eines vorbeugenden Datenschutzes davon Gebrauch mache.

Für die Haspa habe der Datenschutz oberste Priorität, erklärte Unternehmenssprecherin Stefanie von Carlsburg. Die Bank habe den Forderungen der Datenschutzbehörde vollständig entsprochen. Seit Ende August sei der Zugriff auf Kundendaten mit einer technischen Sperre vorsorglich unterbunden.

"Neuromarketing" erst nach Kritik eingestellt

In jüngster Zeit stand das Geldinstitut gleich mehrfach aufgrund seiner offensiven Marketingmethoden in der Kritik. Recherchen des Norddeutschen Rundfunks (NDR) hatten ergeben, dass die Haspa jahrelang ihre Kunden nach Typen sortierte. Das bisherige Verhalten jedes Einzelnen wurde anhand eines Kriterienkatalogs dem Profil des "Abenteurers" zugeordnet, des "Bewahrers" oder des "Hedonisten", der sich etwa durch ausschweifenden Lebensstil auszeichnet.

Darauf aufbauend gestalteten die meist nach Umsatz honorierten Berater ihre Verkaufsgespräche, abgestimmt auf die jeweiligen Kundentypen. Um bestimmte Hirnareale zu aktivieren, verwendeten oder vermieden sie bestimmte Schlusselwörter. Ein Psychologe als Experte bei einer Sparkassen-Fachtagung hatte die Methode des sogenannten Neuromarketings mit der Überschrift "Hirngerecht verkaufen und begeistern" betitelt. Nach Öffentlichwerden dieser Verkaufspraktiken und anfänglichen Dementis versicherte die Sparkasse, sowohl die Profile zu löschen als auch "Neuromarketing" generell nicht mehr einzusetzen.

Eltern zur Kontoeröffnung für ihre Kinder gedrängt

Wenige Wochen später war bekannt geworden, dass die Haspa Hamburger Eltern mit Unterstützung einer Grundschule gedrängt hatte, für ihre Kinder ein Girokonto bei dem Institut zu eröffnen. Die Hamburger Schulbehörde bestätigte am Montag einen entsprechenden NDR-Bericht, demzufolge Schulleitung und die Haspa die Aufforderung zur Eröffnung eines Kontos in einem gemeinsamen Schreiben damit begründet hatten, das Essen in der Kantine der "Schule am Walde" solle künftig mit Geldkarten bezahlt werden.

"Als Partner der 'Schule am Walde' unterstützen wir sehr gerne die Einführung des neuen Zahlungsmittels und stellen das komplette System zur Verfügung", hieß es in dem Brief an die Eltern. "Bitte eröffnen Sie für Ihr Kind ein Schüler-Girokonto bei der Haspa." Im Briefkopf des Anschreibens stand das Logo der Grundschule neben dem der Haspa. Unterzeichnet war das Schreiben von einem Sparkassenmitarbeiter und dem stellvertretenden Schulleiter.

Hauptbank für viele Hamburger

Nach der Berichterstattung wurde seitens Schulleitung sowie Sparkasse deutlich gemacht, dass in der Schulkantine weiter bar bezahlt werden könne und Geldkarten fremder Institute akzeptiert würden. Der Brief an die Eltern wurde zurückgezogen, die Sparkasse entschuldigte sich.

Die Haspa ist nach eigenen Angaben für die Hälfte der Hamburger Bürger die Hauptbank. Sie wies im vergangenen Jahr eine Bilanzsumme von mehr als 37 Milliarden Euro auf und beschäftigte rund 5.550 Mitarbeiter.

dpa/thö